Wenn alle Dämme brechen- Psychose,Schizophrenie Vielleicht höre ich ja schon wieder Stimmen?Die Stimme von Robert Enke und anderen Die jemals Suizid begangen habe ,die Stimme von Manfred Lütz der das Buch(Irre!Wir behandeln die falschen-sind die normalen unser Problem)geschrieben hat,in dem wie ich finde die Schizophrenie ganz einfach erklärt ist,aber um den Blog richtig zu verstehen....muss man im Blog Archiv rechts auf März 2010 gehen dort ist der Anfang....und dann von Unten nach Oben lesen
Zum einen möchte ich mit diesem Blog Stigma und Vorurteile gegenüber meiner Krankheit abbauen zum anderen schreibe ich um anderen zu helfen,die vielleicht noch am Anfang solch einer Krankheit stehen,informationen darüber zu bekommen.Aber auch um mit Brainstorming,neue Erkentnisse für mich zu gewinnen,oder vieleicht durch Feedback von anderen Betroffenen neues zu erfahren,freue mich über jeden konstruktiven Kommentar.
Donnerstag, 29. April 2010
Mittwoch, 28. April 2010
John Nash
Im Moment lese ich die Biographie von John Nash mal sehen ob mir das neue Erkenntnisse bringt....
Freitag, 23. April 2010
Gefunden im Netz
- Papa, wie ist das, wenn man spinnt?
- Wie kommst du denn jetzt darauf?
- Naja, in der Schule sagen mir andere oft, ich würde spinnen. Dabei sehe ich bloss manches anders. Aber deshalb bin ich doch nicht verrückt oder?
- Na, eine andere Ansicht haben und verrückt sein, das sind wirklich zwei verschiedene Dinge...
- Wie wird man eigentlich verrückt?
- Du stellst Fragen... aber erstmal möchte ich zurückfragen. Was meinst du mit "verrückt"?
- Wenn man eben plemplem ist. Nicht mehr ganz bei Trost. Einen an der Waffel hat oder so.
- Wie ist das, wenn man einen Schnupfen hat?
- Dann ist man eben krank, aber das ist doch etwas ganz anderes!
- Das, was man mit 'plemplem' oder 'einen an der Waffel' bezeichnet ist genau genommen auch eine Form von Krankheit.
- Muss man dann ins Bett und Tee trinken?
- Au weia, jetzt wird es aber schwierig... Hör mal, der Mensch besteht nicht nur aus einem Körper, da ist ja auch etwas drin...
- Der Magen?
- Nein, ich meine im Kopf.
- Gedanken?
- Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Viele sprechen von der "Seele" oder dem "Geist". Man kann aber auch einfach Psyche dazu sagen. Und die Psyche, zu der deine Gedanken gehören, die kann eben auch krank sein.
- Aha, und das ist dann 'plemplem'? Wenn die Psyche krank ist?
- Da gibt es sehr viele Möglichkeiten und dicke Bücher, in denen die verschiedenen Arten von 'plemplem' beschrieben sind. Sag mal, wenn dir etwas kaputt gegangen ist, dann bist du doch traurig oder?
- Ja klar...
- Hört das dann auch wieder auf? Das mit dem Traurigsein meine ich?
- Irgendwann schon... wenn ich etwas Neues bekomme...
- Wie wäre das, wenn das Traurigsein gar nicht mehr aufhören will?
- Schlimm. Ist das 'plemplem'?
- Es ist eine Möglichkeit, psychisch krank zu sein. Wenn man traurig ist und es geht einfach nicht weg. Wenn man sich nicht mehr freuen kann. Oder einfach Angst hat ohne so recht zu wissen, warum. Oder wenn man Dinge sieht, die gar nicht da sind, aber völlig davon übezeugt ist, dass sie da sind.
- Aha... heisst das, man kann ganz verschieden spinnen?
- Genau. Aber mit dem Begriff "verrückt" ist niemandem geholfen. Es ist doch keine Schande, wenn man einen Schnupfen hat oder?
- Nein, wieso auch, kann doch jedem passieren!
- Eben. Und dass die Psyche einmal krank wird, weil man mit irgendwelchen Sachen nicht fertig wird, das kann auch jedem passieren. Aber das wissen viele nicht... und deshalb gibt es auch immer wieder einmal Leute, die darüber aufklären.
Die Aufklärungsinitiative "Verrückt? Na und!" startet 2010 mit den Städten: Gelsenkirchen, Kassel, Leipzig, Lüneburg, Stuttgart.
- Wie kommst du denn jetzt darauf?
- Naja, in der Schule sagen mir andere oft, ich würde spinnen. Dabei sehe ich bloss manches anders. Aber deshalb bin ich doch nicht verrückt oder?
- Na, eine andere Ansicht haben und verrückt sein, das sind wirklich zwei verschiedene Dinge...
- Wie wird man eigentlich verrückt?
- Du stellst Fragen... aber erstmal möchte ich zurückfragen. Was meinst du mit "verrückt"?
- Wenn man eben plemplem ist. Nicht mehr ganz bei Trost. Einen an der Waffel hat oder so.
- Wie ist das, wenn man einen Schnupfen hat?
- Dann ist man eben krank, aber das ist doch etwas ganz anderes!
- Das, was man mit 'plemplem' oder 'einen an der Waffel' bezeichnet ist genau genommen auch eine Form von Krankheit.
- Muss man dann ins Bett und Tee trinken?
- Au weia, jetzt wird es aber schwierig... Hör mal, der Mensch besteht nicht nur aus einem Körper, da ist ja auch etwas drin...
- Der Magen?
- Nein, ich meine im Kopf.
- Gedanken?
- Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Viele sprechen von der "Seele" oder dem "Geist". Man kann aber auch einfach Psyche dazu sagen. Und die Psyche, zu der deine Gedanken gehören, die kann eben auch krank sein.
- Aha, und das ist dann 'plemplem'? Wenn die Psyche krank ist?
- Da gibt es sehr viele Möglichkeiten und dicke Bücher, in denen die verschiedenen Arten von 'plemplem' beschrieben sind. Sag mal, wenn dir etwas kaputt gegangen ist, dann bist du doch traurig oder?
- Ja klar...
- Hört das dann auch wieder auf? Das mit dem Traurigsein meine ich?
- Irgendwann schon... wenn ich etwas Neues bekomme...
- Wie wäre das, wenn das Traurigsein gar nicht mehr aufhören will?
- Schlimm. Ist das 'plemplem'?
- Es ist eine Möglichkeit, psychisch krank zu sein. Wenn man traurig ist und es geht einfach nicht weg. Wenn man sich nicht mehr freuen kann. Oder einfach Angst hat ohne so recht zu wissen, warum. Oder wenn man Dinge sieht, die gar nicht da sind, aber völlig davon übezeugt ist, dass sie da sind.
- Aha... heisst das, man kann ganz verschieden spinnen?
- Genau. Aber mit dem Begriff "verrückt" ist niemandem geholfen. Es ist doch keine Schande, wenn man einen Schnupfen hat oder?
- Nein, wieso auch, kann doch jedem passieren!
- Eben. Und dass die Psyche einmal krank wird, weil man mit irgendwelchen Sachen nicht fertig wird, das kann auch jedem passieren. Aber das wissen viele nicht... und deshalb gibt es auch immer wieder einmal Leute, die darüber aufklären.
Die Aufklärungsinitiative "Verrückt? Na und!" startet 2010 mit den Städten: Gelsenkirchen, Kassel, Leipzig, Lüneburg, Stuttgart.
Routine
Die Routine eines gewöhnlichen Lokführers wäre vermutlich weitaus schlimmer gewesen wie meine Krankheit :-)
Fragebogen zur Früherkennung einer Psychose
Der folgende kurze Fragebogen soll Ihnen helfen, erste mögliche Hinweise auf ein erhöhtes Psychoserisiko zu erkennen.
Verlassen Sie sich beim Durchgehen der Fragen auf Ihr Gefühl und antworten Sie so, wie es für Sie persönlich zutrifft.
Wenn Sie einige dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, bedeutet dies aber nicht, dass Sie automatisch ein erhöhtes
Psychoserisiko haben, sondern dass es vielleicht ratsam wäre, mit einem Psychiater über Ihre Probleme zu sprechen. Sind Ihnen folgende Punkte in den vergangenen sechs Monaten aufgefallen
oder sind Sie dadurch gestört oder bedrängt worden?
1
Sie sind schweigsamer geworden und ziehen sich lieber zurück, als mit anderen etwas zu
unternehmen. Ja Nein
2 Sie sind eher unsicher oder schüchtern anderen gegenüber. Ja Nein
3 Ihre Stimmung war über Wochen hinweg eher bedrückt, traurig oder verzweifelt. Ja Nein
4
Sie schlafen schlechter als gewöhnlich – z. B. haben Sie Schwierigkeiten beim Einschlafen oder
Durchschlafen oder wachen früher auf als sonst oder Sie essen mit viel mehr oder mit viel weniger
Appetit als normalerweise.
Ja Nein
5 Ihre Bewegungen, Ihr Denken und Sprechen sind merklich langsamer geworden. Ja Nein
6
Ihre Ausdauer und Motivation in Schule, Ausbildung oder Arbeit und bei Freizeitunternehmungen
hat auffällig nachgelassen. Ja Nein
7
Sie achten weniger als früher auf Ihre persönlichen Bedürfnisse oder Ihre Gesundheit, Ernährung,
Körperhygiene, Kleidung, Ordnung im persönlichen Wohnbereich. Ja Nein
8 Sie sind häufig nervös, unruhig oder angespannt. Ja Nein
9
Sie haben im Vergleich zu früher häufiger Streit und Diskussionen mit Angehörigen, Freunden oder
anderen Personen. Ja Nein
10 Ihre Gedanken geraten in Ihrem Kopf manchmal durcheinander. Ja Nein
11
Sie haben häufiger als früher den Eindruck, dass andere Sie hereinlegen, ausnutzen oder
betrügen wollen. Ja Nein
12
Sie haben zunehmend den Eindruck, dass bestimmte Vorkommnisse im Alltag ( z. B. Hinweise und
Botschaften aus Ihrer Umwelt) mit Ihnen persönlich zu tun haben oder nur für Sie bestimmt sind. Ja Nein
13
Ihre gewohnte Umgebung kommt Ihnen manchmal unwirklich oder fremdartig vor ( z. B. besonders
eindrucksvoll, ergreifend, bedrohlich). Ja Nein
14
Sie nehmen Geräusche oder Farben in Ihrer Umwelt ungewohnt intensiv oder deutlich wahr.
Manchmal erscheinen Ihnen Dinge oder Menschen äußerlich, z. B. in ihrer Form oder Größe,
verändert.
Ja Nein
15 Ihre Gedanken werden manchmal plötzlich von anderen Gedanken unterbrochen oder gestört. Ja Nein
16 Sie fühlen sich phasenweise ganz besonders beobachtet, verfolgt oder durch etwas bedroht. Ja Nein
17 Sie sehen, hören, schmecken oder riechen manchmal Dinge, die andere nicht bemerken. Ja Nein
(Früh)Erkennen von schizophrenen Psychosen
FRAGEBOGEN ZUR (FRÜH)ERKENNUNG
Verlassen Sie sich beim Durchgehen der Fragen auf Ihr Gefühl und antworten Sie so, wie es für Sie persönlich zutrifft.
Wenn Sie einige dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, bedeutet dies aber nicht, dass Sie automatisch ein erhöhtes
Psychoserisiko haben, sondern dass es vielleicht ratsam wäre, mit einem Psychiater über Ihre Probleme zu sprechen. Sind Ihnen folgende Punkte in den vergangenen sechs Monaten aufgefallen
oder sind Sie dadurch gestört oder bedrängt worden?
1
Sie sind schweigsamer geworden und ziehen sich lieber zurück, als mit anderen etwas zu
unternehmen. Ja Nein
2 Sie sind eher unsicher oder schüchtern anderen gegenüber. Ja Nein
3 Ihre Stimmung war über Wochen hinweg eher bedrückt, traurig oder verzweifelt. Ja Nein
4
Sie schlafen schlechter als gewöhnlich – z. B. haben Sie Schwierigkeiten beim Einschlafen oder
Durchschlafen oder wachen früher auf als sonst oder Sie essen mit viel mehr oder mit viel weniger
Appetit als normalerweise.
Ja Nein
5 Ihre Bewegungen, Ihr Denken und Sprechen sind merklich langsamer geworden. Ja Nein
6
Ihre Ausdauer und Motivation in Schule, Ausbildung oder Arbeit und bei Freizeitunternehmungen
hat auffällig nachgelassen. Ja Nein
7
Sie achten weniger als früher auf Ihre persönlichen Bedürfnisse oder Ihre Gesundheit, Ernährung,
Körperhygiene, Kleidung, Ordnung im persönlichen Wohnbereich. Ja Nein
8 Sie sind häufig nervös, unruhig oder angespannt. Ja Nein
9
Sie haben im Vergleich zu früher häufiger Streit und Diskussionen mit Angehörigen, Freunden oder
anderen Personen. Ja Nein
10 Ihre Gedanken geraten in Ihrem Kopf manchmal durcheinander. Ja Nein
11
Sie haben häufiger als früher den Eindruck, dass andere Sie hereinlegen, ausnutzen oder
betrügen wollen. Ja Nein
12
Sie haben zunehmend den Eindruck, dass bestimmte Vorkommnisse im Alltag ( z. B. Hinweise und
Botschaften aus Ihrer Umwelt) mit Ihnen persönlich zu tun haben oder nur für Sie bestimmt sind. Ja Nein
13
Ihre gewohnte Umgebung kommt Ihnen manchmal unwirklich oder fremdartig vor ( z. B. besonders
eindrucksvoll, ergreifend, bedrohlich). Ja Nein
14
Sie nehmen Geräusche oder Farben in Ihrer Umwelt ungewohnt intensiv oder deutlich wahr.
Manchmal erscheinen Ihnen Dinge oder Menschen äußerlich, z. B. in ihrer Form oder Größe,
verändert.
Ja Nein
15 Ihre Gedanken werden manchmal plötzlich von anderen Gedanken unterbrochen oder gestört. Ja Nein
16 Sie fühlen sich phasenweise ganz besonders beobachtet, verfolgt oder durch etwas bedroht. Ja Nein
17 Sie sehen, hören, schmecken oder riechen manchmal Dinge, die andere nicht bemerken. Ja Nein
(Früh)Erkennen von schizophrenen Psychosen
FRAGEBOGEN ZUR (FRÜH)ERKENNUNG
Dienstag, 20. April 2010
Die unspektakulären Krankheitsbilder einer Schizophrenie
GEMÜTSVERFLACHUNG, SCHWUNGLOSIGKEIT, WILLENSSCHWÄCHE UND SPRACHVERARMUNG
Die Negativ-Symptome einer Schizophrenie rechtzeitig erkennen und behandeln
Zu den eindrucksvollsten Symptomen einer Schizophrenie gehören Wahn, Sinnestäuschungen und psychotische Ich-Erlebnisstörungen. Doch die bilden sich relativ rasch wieder zurück und sind vor allem auch medikamentös gut beherrschbar. Problematischer sind die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome, die offenbar zunehmen: Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer, eine eigenartige Aufmerksamkeitsstörung und Sprachverarmung sowie Gemütsverflachung u.a. Sie können den Betroffenen nicht nur erheblich beeinträchtigen, sie sorgen in seinem Umfeld auch für Irritation, Unmut, ja Ärger, weil man nicht weiß, dass es sich hier um eine krankhafte Reaktion und nicht nur um Desinteresse, Gleichgültigkeit, Arroganz oder gar Dummheit handelt.
Nachfolgend deshalb eine etwas ausführlichere Darstellung dieses schizophrenen Beschwerdebilds mit Gemütsverflachung, Schwunglosigkeit, Willensschwäche u.a.
Schizophrene Erkrankungen machen etwa 1 % der Bevölkerung aus. Das sind rund 1 Million Betroffene im deutschen Sprachraum, etwa 60 Millionen weltweit. In der Allgemeinheit wird dieses seelische Leiden zumeist mit "gespaltener Persönlichkeit", verschrobenem Verhalten und ggf. aggressiven Durchbrüchen in Verbindung gebracht. Bei etwas besserem Kenntnisstand auch mit Wahn, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen u.a.
Doch es gibt Krankheitszeichen, die viel nachhaltiger beeinflussen, obgleich sie kaum bekannt sind: die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome. Das sind zumeist keine spektakulären, sondern heimlich verunsichernde, vor allem nach außen diskriminierende Beeinträchtigungen, die einen Teufelskreis einleiten, der für Partnerschaft, Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis, berufliche Entwicklung und das persönliche Ansehen überaus folgenschwer ausgehen kann. Um was handelt es sich hier und vor allem: was kann man dagegen tun?
Sogenannte Positiv- und Negativ-Symptome - was ist das?
Die Psychiatrie unterteilt bei der Charakterisierung eines schizophrenen Beschwerdebildes in negative und positive Symptome, was allerdings nichts mit dem sonst üblichen Sprachgebrauch zu tun hat, denn negativ, d.h. belastend und ggf. diskriminierend sind alle beide, sofern man sie nicht rechtzeitig erkennt und gezielt behandelt.
Zu den sogenannten Positiv-Symptomen zählt man vor allem Wahn (z.B. Verfolgungs- oder Größenwahn), Sinnestäuschungen (Stimmen, Trugbilder u.a.) und psychotische Ich-Erlebnisstörungen (z.B. Gedankeneingebung oder -entzug, vor allem Beeinflussungserlebnisse, die als "von außen gemacht und gelenkt" erscheinen).
So beeinträchtigend solche krankhaften Phänomene auch erscheinen mögen, sie haben einen Vorteil: Wahn, Sinnestäuschungen usw. fallen rasch auf und werden damit relativ schnell diagnostiziert und im günstigen Falle auch behandelt. Außerdem bilden sie sich durch eine gezielte Pharmakotherapie mit antipsychotisch wirkenden Neuroleptika relativ rasch wieder zurück (auch wenn sie später immer wieder ausbrechen können). Diese Art von Symptomen kann zwar das Umfeld erheblich verunsichern oder gar verschrecken, hat aber günstigere Heilungsaussichten.
Anders die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome. Sie wirken auf den ersten Blick weniger auffällig, aber damit auch schwerer fassbar und letztlich auch verstehbar. Außerdem lassen sie sich durch die früher verfügbare ältere Generation der antipsychotisch wirksamen Neuroleptika weniger gut behandeln. Das hat sich inzwischen aber geändert (siehe später).
Wie äußern sich Negativ-Symptome?
Wie äußern sich nun solche meist schleichend beeinträchtigenden Negativ- oder Minus-Symptome einer Schizophrenie?
Zum Beispiel in einem zunehmenden und nicht nur wie bei Gesunden erschöpfungsbedingten Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer. Hier irritiert eher eine eigenartige und durchgehende Antriebsminderung, ja Antriebslosigkeit bis Apathie (gefühllos, teilnahmslos). Und das meist verbunden mit einer Einengung des Interessenspektrums, ja mit Interessenschwund und damit nach außen Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit, Unbeteiligtheit, ja kränkender "Kaltherzigkeit". Manchmal fehlt auch einfach der Wille, wenn auch nicht aus Mangel an willentlicher Entschlusskraft, sondern aus krankhafter Willenlosigkeit.
Ähnlich geht es mit einer sonderbaren Aufmerksamkeitsstörung, d.h. der Unfähigkeit des Patienten, in allen Lebensbezügen aufmerksam, konzentriert und damit aktiv zu sein.
Große Probleme bereitet den schizophren Erkrankten auch eine Art Sprachverarmung, d.h. er weiß nichts zu reden, und das trotz guter Intelligenz und Ausbildung. In einem solchen Falle verarmt oder versiegt natürlich jedes Gespräch rasch, weil der Patient wortkarg, einsilbig, ja fad, leer und öd wirkt, wenn nicht gar gleichgültig oder arrogant. Doch das alles ist er nicht, im Gegenteil. Er registriert mit wachsender Verzweiflung, dass er nicht einmal zu einem halbwegs "ordentlichen Miteinander" fähig ist und deshalb bald ausgegrenzt, wenn nicht isoliert sein wird. Dabei macht ihm zusätzlich eine andere Beeinträchtigung zu schaffen: Er braucht nämlich länger als ein durchschnittlicher Gesunder, bis er auf eine gestellte Frage adäquat antworten kann. Dergestalt beeinträchtigt zieht er sich dann lieber gleich von selber zurück, bevor ihn immer die gleichen schmerzlichen Konsequenzen seiner Umgebung treffen.
Denn der Schizophrene kann niemand erklären, was sich hier in ihm abspielt, weiß er es doch selber nicht. Auf jeden Fall ist es keine Frage der Intelligenz ("Dummheit"), der Gleichgültigkeit oder gar Arroganz, sondern eine in der Gehirnfunktion verankerte Denk- und Ausdrucksstörung, die aber verheerende Folgen zu haben pflegt.
Manchmal droht im Rahmen solcher Negativ-Symptome auch eine sogenannte Affektverflachung. Das ist eine Verarmung der Gemütskräfte oder konkret: eine Einbuße von Stimmung, Befindlichkeit, Zumutesein usw. Was besonders leidet, ist die im Alltag übliche und für jedermann problemlos verfügbare Variationsmöglichkeit der Gemütsreaktionen, je nach Stimmung bzw. äußeren Gegebenheiten. Bei Schizophrenen mit Negativ-Symptomatik fällt dagegen eine verringerte affektive Reaktionsfähigkeit auf, oder kurz: Der Betroffene kann auf die Ereignisse in seinem Umfeld nicht mehr gefühlsmäßig adäquat reagieren. Auch hier wirkt er rasch uninteressiert, unbeteiligt, ungerührt, unterkühlt, "wurstig", gleichgültig, gelangweilt, blasiert, ja arrogant, dabei leichtfertig, oberflächlich, seicht, lässig bis gemütsmäßig flach, wenn nicht gar am Schluss regelrecht "versandet".
Natürlich spürt der Kranke auch dies - und kann nichts dagegen tun. Ein gesunder Mensch kann gar nicht erfassen, was es heißt, gemütsmäßig nicht mehr reagieren zu können, wie "man" es erwartet. Der Schizophrene sitzt wie unter einer Glasglocke gefangen, man sieht ihn, aber er reagiert nicht wie andere - und befremdet dadurch eine ahnungslose Umgebung, die ihn langsam aber sicher auszugrenzen beginnt.
Kein Wunder, dass Patienten mit solcher Negativ-Symptomatik sich immer mehr zurückziehen und in einen Teufelskreis von Kontaktunfähigkeit geraten, der sie schließlich in die Isolation treibt.
Negativ-Symptome gibt es nicht nur bei den Schizophrenien
Auch wenn bisher vor allem von schizophrenen Psychosen ("Geisteskrankheiten") die Rede war, so gibt es die Negativ- oder Minus-Symptomatik auch bei anderen seelischen Störungen. Dazu gehören Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, sogenannte somatoforme Störungen (früher als psychosomatische Störungen bezeichnet), ferner Persönlichkeitsstörungen, organische Psychosyndrome (körperliche Leiden, die zur Beeinträchtigung der Gehirnfunktion und damit ihrerseits zu seelischen Störungen führen) u.a. Doch am häufigsten sind sie bei schizophrenen Erkrankungen - und leider auch am beharrlichsten. Bei Depressionen oder Angststörungen beispielsweise, die ja nach einiger Zeit wieder zurückzugehen pflegen, sind sie nur vorübergehender Natur, und damit auch nicht so langfristig belastend bis diskriminierend.
Auch gilt es bei den schizophrenen Negativ-Symptomen zu bedenken, dass ein Teil "von innen", also über bestimmte Störungen der Gehirnfunktionen läuft, ein anderer Teil hingegen die individuelle Reaktion auf das Leiden ist, also ein Teufelskreis.
Was kann man dagegen tun?
Was kann man nun gegen solche Negativ-Symptome tun? Als erstes gilt die alte Regel: eine rechtzeitige Diagnose ist die halbe Therapie. Leider entwickeln sich gerade verminderte Aufmerksamkeit, Interessenschwund, Mangel an Schwung, Energie und Ausdauer sowie willentlicher Entschlusskraft, die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, Sprachverarmung, Gemütsverflachung und Kontaktstörungen in der Regel schleichend und damit lange Zeit unerkannt. Vor allem werden sie endlos lange durch andere Belastungen erklärt, obgleich man hätte schon vorher ahnen können, dass dies alles vorgeschobene Gründe sind, nur weil man dem "schrecklichen Verdacht einer Psychose nicht ins Auge schauen will" (Zitat).
Deshalb kann es nie falsch sein, beim leisesten Verdacht seinen Hausarzt zu konsultieren, der seinerseits - wenn er gut beraten ist - einen Psychiater oder Nervenarzt heranzieht. Ob der nun gleich eine konkrete Diagnose stellt, hängt vom Einzelfall ab. Auf jeden Fall aber ist der Patient erst einmal in fachkundigen Händen, was auch bei einer mittelfristigen Beobachtungszeit kein Fehler sein muss.
Problematisch ist vor allem die ängstliche Vermeidung von Haus- und Facharzt, nachvollziehbar zwar, aber ggf. verhängnisvoll. Es müssen auch nicht immer gleich handfeste Beeinträchtigungen sein, die zum Arzt führen. Gerade im seelischen Bereich sind es oft diffuse, vage, wandernde, auf jeden Fall schwer zu schildernde Beeinträchtigungen, die die Betroffenen und ihre Angehörigen verunsichern. Die Diagnose ist die Aufgabe des Arztes, nicht des Kranken. Und ein guter Arzt wird seinen Patienten auch nicht lächerlich machen - versteckt oder offen -, sondern gemeinsam mit den Angehörigen nach einer Lösung suchen. Aber das ist nur möglich, wenn er auch gefragt wird. Und die meisten dieser Patienten fragen eben nicht - und das Schicksal nimmt seinen Lauf, unnötigerweise.
Denn bei den Psychosen, also "Geisteskrankheiten" durch Schizophrenie oder andere, das Gehirn beeinträchtigenden Leiden, gibt es seit etwa vier Jahrzehnten wirkungsvolle Arzneimittel, die schon erwähnten antipsychotischen Neuroleptika. Sie haben gewiss ihre Grenzen und vor allem ihre Nebenwirkungen, besonders wenn die Dosis für den Patienten zu hoch angesetzt ist (hier sind nämlich von Patient zu Patient große Empfindlichkeitsunterschiede zu berücksichtigen, die man erst nach und nach herausbekommt). Auf jeden Fall sollte man sich nicht mit alten Schlagwörtern von "Pillenkeule" und "chemischer Zwangsjacke" zufrieden geben, was auch früher nicht stimmte (zum Beispiel konnten die psychiatrischen Kliniken nach Einführung dieser Neuroleptika mehr als die Hälfte ihrer schizophrenen Patienten nach Hause, in ambulante Betreuung entlassen).
Außerdem gibt es eine neue Generation von Neuroleptika, die weniger Nebenwirkungen haben und vor allem die bisher schwer behandelbaren Negativ-Symptome besser in den Griff bekommen. Doch auch hier gilt: Je früher genutzt, desto eindrucksvoller der Erfolg.
Natürlich gibt es auch nicht-medikamentöse Therapieverfahren, die gerne als Ersatz für Neuroleptika ins Gespräch gebracht werden. Sie sind tatsächlich nützlich und im Einzelfall sogar unerlässlich, doch die Behandlungsbasis sind in der Regel Neuroleptika. Die besten Therapieergebnisse erhält man deshalb durch einen sogenannten Gesamt-Behandlungsplan, der alle Möglichkeiten nutzt. Und wenn man Geduld, Ausdauer, eine hilfreiche Umgebung, sowie belastbare Angehörige hat. Vor allem wenn man seine Arzneimittel zuverlässig einnimmt. Doch gerade das scheint die größte Rückfallgefahr zu sein.
Dass ein schizophren Erkrankter immer mal wieder "auf dünnem Eis steht", d.h. rückfallgefährdet ist, dass ist kein Grund zur Sorge. Das gilt für alle Leiden, ob seelisch, körperlich oder beides. Nur hat eben die psychische Störung Schizophrenie auch eine psychosoziale Komponente, d.h. zwischenmenschliche, berufliche und gesellschaftliche Folgen, die über die jeweilige Krankheitsepisode hinaus Probleme aufwerfen können. Es ist eben nicht dasselbe, ob man ein Herzleiden, eine Zuckerkrankheit, Verschleißerscheinungen von Wirbelsäule und Gelenken oder eine seelische Störung, insbesondere eine schizophrene Psychose hat.
Deshalb ist es gerade bei dieser Art von Krankheit so wichtig, in regelmäßiger fachärztlicher Betreuung zu bleiben und vor allem die dafür zuständigen Medikamente, nämlich die Neuroleptika zuverlässig einzunehmen.
Wer sich dazu entschlossen hat, der hat inzwischen selbst bei den gefürchteten Negativ-Symptomen so günstige Heilungsaussichten wie niemals zuvor (Prof. Dr. med. Volker Faust).
Die Negativ-Symptome einer Schizophrenie rechtzeitig erkennen und behandeln
Zu den eindrucksvollsten Symptomen einer Schizophrenie gehören Wahn, Sinnestäuschungen und psychotische Ich-Erlebnisstörungen. Doch die bilden sich relativ rasch wieder zurück und sind vor allem auch medikamentös gut beherrschbar. Problematischer sind die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome, die offenbar zunehmen: Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer, eine eigenartige Aufmerksamkeitsstörung und Sprachverarmung sowie Gemütsverflachung u.a. Sie können den Betroffenen nicht nur erheblich beeinträchtigen, sie sorgen in seinem Umfeld auch für Irritation, Unmut, ja Ärger, weil man nicht weiß, dass es sich hier um eine krankhafte Reaktion und nicht nur um Desinteresse, Gleichgültigkeit, Arroganz oder gar Dummheit handelt.
Nachfolgend deshalb eine etwas ausführlichere Darstellung dieses schizophrenen Beschwerdebilds mit Gemütsverflachung, Schwunglosigkeit, Willensschwäche u.a.
Schizophrene Erkrankungen machen etwa 1 % der Bevölkerung aus. Das sind rund 1 Million Betroffene im deutschen Sprachraum, etwa 60 Millionen weltweit. In der Allgemeinheit wird dieses seelische Leiden zumeist mit "gespaltener Persönlichkeit", verschrobenem Verhalten und ggf. aggressiven Durchbrüchen in Verbindung gebracht. Bei etwas besserem Kenntnisstand auch mit Wahn, Sinnestäuschungen, Ich-Störungen u.a.
Doch es gibt Krankheitszeichen, die viel nachhaltiger beeinflussen, obgleich sie kaum bekannt sind: die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome. Das sind zumeist keine spektakulären, sondern heimlich verunsichernde, vor allem nach außen diskriminierende Beeinträchtigungen, die einen Teufelskreis einleiten, der für Partnerschaft, Familie, Nachbarschaft, Freundeskreis, berufliche Entwicklung und das persönliche Ansehen überaus folgenschwer ausgehen kann. Um was handelt es sich hier und vor allem: was kann man dagegen tun?
Sogenannte Positiv- und Negativ-Symptome - was ist das?
Die Psychiatrie unterteilt bei der Charakterisierung eines schizophrenen Beschwerdebildes in negative und positive Symptome, was allerdings nichts mit dem sonst üblichen Sprachgebrauch zu tun hat, denn negativ, d.h. belastend und ggf. diskriminierend sind alle beide, sofern man sie nicht rechtzeitig erkennt und gezielt behandelt.
Zu den sogenannten Positiv-Symptomen zählt man vor allem Wahn (z.B. Verfolgungs- oder Größenwahn), Sinnestäuschungen (Stimmen, Trugbilder u.a.) und psychotische Ich-Erlebnisstörungen (z.B. Gedankeneingebung oder -entzug, vor allem Beeinflussungserlebnisse, die als "von außen gemacht und gelenkt" erscheinen).
So beeinträchtigend solche krankhaften Phänomene auch erscheinen mögen, sie haben einen Vorteil: Wahn, Sinnestäuschungen usw. fallen rasch auf und werden damit relativ schnell diagnostiziert und im günstigen Falle auch behandelt. Außerdem bilden sie sich durch eine gezielte Pharmakotherapie mit antipsychotisch wirkenden Neuroleptika relativ rasch wieder zurück (auch wenn sie später immer wieder ausbrechen können). Diese Art von Symptomen kann zwar das Umfeld erheblich verunsichern oder gar verschrecken, hat aber günstigere Heilungsaussichten.
Anders die sogenannten Negativ- oder Minus-Symptome. Sie wirken auf den ersten Blick weniger auffällig, aber damit auch schwerer fassbar und letztlich auch verstehbar. Außerdem lassen sie sich durch die früher verfügbare ältere Generation der antipsychotisch wirksamen Neuroleptika weniger gut behandeln. Das hat sich inzwischen aber geändert (siehe später).
Wie äußern sich Negativ-Symptome?
Wie äußern sich nun solche meist schleichend beeinträchtigenden Negativ- oder Minus-Symptome einer Schizophrenie?
Zum Beispiel in einem zunehmenden und nicht nur wie bei Gesunden erschöpfungsbedingten Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer. Hier irritiert eher eine eigenartige und durchgehende Antriebsminderung, ja Antriebslosigkeit bis Apathie (gefühllos, teilnahmslos). Und das meist verbunden mit einer Einengung des Interessenspektrums, ja mit Interessenschwund und damit nach außen Interesselosigkeit, Gleichgültigkeit, Unbeteiligtheit, ja kränkender "Kaltherzigkeit". Manchmal fehlt auch einfach der Wille, wenn auch nicht aus Mangel an willentlicher Entschlusskraft, sondern aus krankhafter Willenlosigkeit.
Ähnlich geht es mit einer sonderbaren Aufmerksamkeitsstörung, d.h. der Unfähigkeit des Patienten, in allen Lebensbezügen aufmerksam, konzentriert und damit aktiv zu sein.
Große Probleme bereitet den schizophren Erkrankten auch eine Art Sprachverarmung, d.h. er weiß nichts zu reden, und das trotz guter Intelligenz und Ausbildung. In einem solchen Falle verarmt oder versiegt natürlich jedes Gespräch rasch, weil der Patient wortkarg, einsilbig, ja fad, leer und öd wirkt, wenn nicht gar gleichgültig oder arrogant. Doch das alles ist er nicht, im Gegenteil. Er registriert mit wachsender Verzweiflung, dass er nicht einmal zu einem halbwegs "ordentlichen Miteinander" fähig ist und deshalb bald ausgegrenzt, wenn nicht isoliert sein wird. Dabei macht ihm zusätzlich eine andere Beeinträchtigung zu schaffen: Er braucht nämlich länger als ein durchschnittlicher Gesunder, bis er auf eine gestellte Frage adäquat antworten kann. Dergestalt beeinträchtigt zieht er sich dann lieber gleich von selber zurück, bevor ihn immer die gleichen schmerzlichen Konsequenzen seiner Umgebung treffen.
Denn der Schizophrene kann niemand erklären, was sich hier in ihm abspielt, weiß er es doch selber nicht. Auf jeden Fall ist es keine Frage der Intelligenz ("Dummheit"), der Gleichgültigkeit oder gar Arroganz, sondern eine in der Gehirnfunktion verankerte Denk- und Ausdrucksstörung, die aber verheerende Folgen zu haben pflegt.
Manchmal droht im Rahmen solcher Negativ-Symptome auch eine sogenannte Affektverflachung. Das ist eine Verarmung der Gemütskräfte oder konkret: eine Einbuße von Stimmung, Befindlichkeit, Zumutesein usw. Was besonders leidet, ist die im Alltag übliche und für jedermann problemlos verfügbare Variationsmöglichkeit der Gemütsreaktionen, je nach Stimmung bzw. äußeren Gegebenheiten. Bei Schizophrenen mit Negativ-Symptomatik fällt dagegen eine verringerte affektive Reaktionsfähigkeit auf, oder kurz: Der Betroffene kann auf die Ereignisse in seinem Umfeld nicht mehr gefühlsmäßig adäquat reagieren. Auch hier wirkt er rasch uninteressiert, unbeteiligt, ungerührt, unterkühlt, "wurstig", gleichgültig, gelangweilt, blasiert, ja arrogant, dabei leichtfertig, oberflächlich, seicht, lässig bis gemütsmäßig flach, wenn nicht gar am Schluss regelrecht "versandet".
Natürlich spürt der Kranke auch dies - und kann nichts dagegen tun. Ein gesunder Mensch kann gar nicht erfassen, was es heißt, gemütsmäßig nicht mehr reagieren zu können, wie "man" es erwartet. Der Schizophrene sitzt wie unter einer Glasglocke gefangen, man sieht ihn, aber er reagiert nicht wie andere - und befremdet dadurch eine ahnungslose Umgebung, die ihn langsam aber sicher auszugrenzen beginnt.
Kein Wunder, dass Patienten mit solcher Negativ-Symptomatik sich immer mehr zurückziehen und in einen Teufelskreis von Kontaktunfähigkeit geraten, der sie schließlich in die Isolation treibt.
Negativ-Symptome gibt es nicht nur bei den Schizophrenien
Auch wenn bisher vor allem von schizophrenen Psychosen ("Geisteskrankheiten") die Rede war, so gibt es die Negativ- oder Minus-Symptomatik auch bei anderen seelischen Störungen. Dazu gehören Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, sogenannte somatoforme Störungen (früher als psychosomatische Störungen bezeichnet), ferner Persönlichkeitsstörungen, organische Psychosyndrome (körperliche Leiden, die zur Beeinträchtigung der Gehirnfunktion und damit ihrerseits zu seelischen Störungen führen) u.a. Doch am häufigsten sind sie bei schizophrenen Erkrankungen - und leider auch am beharrlichsten. Bei Depressionen oder Angststörungen beispielsweise, die ja nach einiger Zeit wieder zurückzugehen pflegen, sind sie nur vorübergehender Natur, und damit auch nicht so langfristig belastend bis diskriminierend.
Auch gilt es bei den schizophrenen Negativ-Symptomen zu bedenken, dass ein Teil "von innen", also über bestimmte Störungen der Gehirnfunktionen läuft, ein anderer Teil hingegen die individuelle Reaktion auf das Leiden ist, also ein Teufelskreis.
Was kann man dagegen tun?
Was kann man nun gegen solche Negativ-Symptome tun? Als erstes gilt die alte Regel: eine rechtzeitige Diagnose ist die halbe Therapie. Leider entwickeln sich gerade verminderte Aufmerksamkeit, Interessenschwund, Mangel an Schwung, Energie und Ausdauer sowie willentlicher Entschlusskraft, die Unfähigkeit, Freude zu empfinden, Sprachverarmung, Gemütsverflachung und Kontaktstörungen in der Regel schleichend und damit lange Zeit unerkannt. Vor allem werden sie endlos lange durch andere Belastungen erklärt, obgleich man hätte schon vorher ahnen können, dass dies alles vorgeschobene Gründe sind, nur weil man dem "schrecklichen Verdacht einer Psychose nicht ins Auge schauen will" (Zitat).
Deshalb kann es nie falsch sein, beim leisesten Verdacht seinen Hausarzt zu konsultieren, der seinerseits - wenn er gut beraten ist - einen Psychiater oder Nervenarzt heranzieht. Ob der nun gleich eine konkrete Diagnose stellt, hängt vom Einzelfall ab. Auf jeden Fall aber ist der Patient erst einmal in fachkundigen Händen, was auch bei einer mittelfristigen Beobachtungszeit kein Fehler sein muss.
Problematisch ist vor allem die ängstliche Vermeidung von Haus- und Facharzt, nachvollziehbar zwar, aber ggf. verhängnisvoll. Es müssen auch nicht immer gleich handfeste Beeinträchtigungen sein, die zum Arzt führen. Gerade im seelischen Bereich sind es oft diffuse, vage, wandernde, auf jeden Fall schwer zu schildernde Beeinträchtigungen, die die Betroffenen und ihre Angehörigen verunsichern. Die Diagnose ist die Aufgabe des Arztes, nicht des Kranken. Und ein guter Arzt wird seinen Patienten auch nicht lächerlich machen - versteckt oder offen -, sondern gemeinsam mit den Angehörigen nach einer Lösung suchen. Aber das ist nur möglich, wenn er auch gefragt wird. Und die meisten dieser Patienten fragen eben nicht - und das Schicksal nimmt seinen Lauf, unnötigerweise.
Denn bei den Psychosen, also "Geisteskrankheiten" durch Schizophrenie oder andere, das Gehirn beeinträchtigenden Leiden, gibt es seit etwa vier Jahrzehnten wirkungsvolle Arzneimittel, die schon erwähnten antipsychotischen Neuroleptika. Sie haben gewiss ihre Grenzen und vor allem ihre Nebenwirkungen, besonders wenn die Dosis für den Patienten zu hoch angesetzt ist (hier sind nämlich von Patient zu Patient große Empfindlichkeitsunterschiede zu berücksichtigen, die man erst nach und nach herausbekommt). Auf jeden Fall sollte man sich nicht mit alten Schlagwörtern von "Pillenkeule" und "chemischer Zwangsjacke" zufrieden geben, was auch früher nicht stimmte (zum Beispiel konnten die psychiatrischen Kliniken nach Einführung dieser Neuroleptika mehr als die Hälfte ihrer schizophrenen Patienten nach Hause, in ambulante Betreuung entlassen).
Außerdem gibt es eine neue Generation von Neuroleptika, die weniger Nebenwirkungen haben und vor allem die bisher schwer behandelbaren Negativ-Symptome besser in den Griff bekommen. Doch auch hier gilt: Je früher genutzt, desto eindrucksvoller der Erfolg.
Natürlich gibt es auch nicht-medikamentöse Therapieverfahren, die gerne als Ersatz für Neuroleptika ins Gespräch gebracht werden. Sie sind tatsächlich nützlich und im Einzelfall sogar unerlässlich, doch die Behandlungsbasis sind in der Regel Neuroleptika. Die besten Therapieergebnisse erhält man deshalb durch einen sogenannten Gesamt-Behandlungsplan, der alle Möglichkeiten nutzt. Und wenn man Geduld, Ausdauer, eine hilfreiche Umgebung, sowie belastbare Angehörige hat. Vor allem wenn man seine Arzneimittel zuverlässig einnimmt. Doch gerade das scheint die größte Rückfallgefahr zu sein.
Dass ein schizophren Erkrankter immer mal wieder "auf dünnem Eis steht", d.h. rückfallgefährdet ist, dass ist kein Grund zur Sorge. Das gilt für alle Leiden, ob seelisch, körperlich oder beides. Nur hat eben die psychische Störung Schizophrenie auch eine psychosoziale Komponente, d.h. zwischenmenschliche, berufliche und gesellschaftliche Folgen, die über die jeweilige Krankheitsepisode hinaus Probleme aufwerfen können. Es ist eben nicht dasselbe, ob man ein Herzleiden, eine Zuckerkrankheit, Verschleißerscheinungen von Wirbelsäule und Gelenken oder eine seelische Störung, insbesondere eine schizophrene Psychose hat.
Deshalb ist es gerade bei dieser Art von Krankheit so wichtig, in regelmäßiger fachärztlicher Betreuung zu bleiben und vor allem die dafür zuständigen Medikamente, nämlich die Neuroleptika zuverlässig einzunehmen.
Wer sich dazu entschlossen hat, der hat inzwischen selbst bei den gefürchteten Negativ-Symptomen so günstige Heilungsaussichten wie niemals zuvor (Prof. Dr. med. Volker Faust).
Freitag, 16. April 2010
kurz zusammengefasst um was es geht
Wie beginnt eine Schizophrenie?
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Was man bei einer psychotischen Ersterkrankung über Warnsymptome wissen sollte?
Ein Prozent der Bevölkerung und damit rund 60 Millionen auf dieser Erde leiden unter einer Schizophrenie. Leider können sich die meisten Menschen von dieser seelischen Störung kein zutreffendes Bild machen, wenn man einmal von einer Reihe negativer Krankheitsfolgen bis hin zur drohenden Gewalttätigkeit absieht, die diese Erkrankung charakterisieren sollen.
Und am wenigsten weiß man über den Beginn einer schizophrenen Psychose, obgleich das rechtzeitige Erkennen, Anerkennen und gezielte Behandeln der wichtigste Schritt überhaupt wäre. Deshalb ein etwas ausführlicherer Beitrag zur Frage: Wann und wie beginnt diese Krankheit? Gibt es Unterschiede nach Alter und Geschlecht? Wie äußert sich eine Schizophrenie zu Beginn, wenn noch niemand weiß, was sich hier abzeichnet? Soll man den Facharzt aufsuchen oder ist das eine unnötige Panikmache? Was beeinträchtigt am meisten? Was droht, wenn man therapeutisch nicht rechtzeitig einschreitet? Und vor allem: Was kann man überhaupt tun, insbesondere mit den heutigen medikamentösen Möglichkeiten?
Keine seelische Krankheit, wahrscheinlich kein Leiden überhaupt provoziert soviel Unsicherheit, Verlegenheit, Furcht, ja gereizte Reaktionen und Aggressivität wie die Schizophrenie, das "Spaltungsirresein", wie man dieses Leiden in der Allgemeinheit bezeichnet.
Dabei handelt es sich um die wohl am längsten bekannte und bisher am intensivsten untersuchte seelische Störung. Doch die meisten Menschen haben außer vagen Vorstellungen, die zumeist noch durch sensations-geleitete Medienberichte verfälscht werden, keine konkreten Kenntnisse.
Doch genau das wäre wichtig, um einer Krankheit gerecht zu werden, die nicht nur rund eine Million Menschen im deutschsprachigen Bereich und damit etwa 60 Millionen auf dieser Erde betrifft, sondern in der Mehrzahl der Fälle nach außen weitgehend unauffällig ist, d. h. überwiegend "innerlich" beeinträchtigt.
Leider ist der allgemeine Kenntnisstand aber mehr als unzureichend - und er scheint auch nicht zu wachsen, trotz guter Informationsangebote. Denn "Wissen ist Macht", nämlich Macht zu helfen, d.h. zu erkennen und richtig einzuordnen, was sich hier zu entwickeln droht. Und den Arzt bei seiner Diagnose zu unterstützen, seine Therapie zu überwachen und damit ernstere psychosoziale Konsequenzen in Familie, Nachbarschaft und Beruf zu verhindern.
Denn schizophrene Psychosen entwickeln sich meist schleichend, uncharakteristisch und damit verhängnisvoll täuschend - über eine lange, viel zu lange, weil nutzlos verstrichene Zeit. Was kann man tun?
Kurze Erläuterungen der wichtigsten Begriffe
- Schizophrenie: Psychisches Krankheitsbild aus der Gruppe der sogenannten endogenen Psychosen, wie man das nach früherer Klassifikation bezeichnete.
- Endogen: von "innen", aus dem Organismus heraus, aber ohne bisher erkennbare bzw. nachweisbare körperliche Ursache. Vor allem auf erblichen und konstitutionellen (die seelische und körperliche Verfassung betreffenden) Faktoren beruhend.
- Endogene Psychose: frühere Sammelbezeichnung für alle Geisteskrankheiten (= Psychosen) aus endogener Ursache wie Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankung, endogene Depression u.a.
- Psychose: Seelische Störung, bei der die Beeinträchtigung der psychischen Funktion ein solches Ausmaß erreicht hat, dass dadurch Realitätsbezug, Einsicht und Fähigkeit zu sehr gestört sind, um einigen der üblichen Lebensanforderungen noch zu entsprechen (frühere Definition der Weltgesundheitsorganisation - WHO).
- Psychotisch: betroffen von Halluzinationen (Sinnestäuschungen, Trugwahrnehmungen), wahnhaften Störungen oder bestimmten Formen schweren abnormen Verhaltens, wie krankhafte Überaktivität bis zu heftigen Erregungszuständen bzw. ausgeprägte psychomotorische (seelisch-körperliche) Hemmungen bis zu regelrechten Sperrungen (nach einer neueren Definition der Weltgesundheitsorganisation - WHO).
- Heutige Definition der Schizophrenien: Grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte (Gemütsreaktionen). Die Bewusstseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive (geistige) Defizite entwickeln können.
Die wichtigsten psychopathologischen (krankhaften) Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungs-wahn oder das Gefühl des Gemachten, ferner Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen sowie Denkstörungen und Negativ-Symptome.
Unter Negativ-Symptomen versteht man beispielsweise Aufmerksamkeitsstörung, Sprachverarmung, Gemütsverflachung, Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer, ferner Antriebsminderung, Interessenschwund, Gleichgültigkeit, Willensschwäche, Unfähigkeit Freude zu empfinden, Rückzug und Isolationsneigung (nach Weltgesundheitsorganisation - WHO)
- Heutige Einteilung der Schizophrenien: paranoide, hebephrene, katatone und undifferenzierte Schizophrenie-Verläufe, postschizophrene Depression, schizophrenes Residuum (Restzustand), Schizophrenia simplex, schizotype Störung, anhaltende wahnhafte Störung, akute vorübergehende psychotische Störung, induzierte wahnhafte Störung, schizoaffektive Störung und anderes mehr mit entsprechenden Unterteilungsmöglichkeiten (nach Weltgesundheitsorganisation - WHO).
Einzelheiten zu diesen Begriffen siehe das entsprechende Internet-Kapitel über die Schizophrenien.
Wen treffen schizophrene Psychosen?
Betroffen sind alle sozialen Schichten und beide Geschlechter gleich häufig. Allerdings gibt es gewisse Unterschiede, die jedoch kein statistisches, sondern ein psychosoziales Phänomen sind:
Zum einen erkennt man offenbar in der Mittel- und Oberschicht den Ausbruch dieses Leidens schneller, reagiert rascher und überwacht es therapeutisch auch konsequenter.
Zum anderen ist der Ausbruch einer Schizophrenie zwar theoretisch in jedem Lebensalter möglich, allerdings zeichnen sich bestimmte Schwerpunkte ab, vor allem nach Geschlecht:
Beim männlichen Geschlecht zeigt sich ein steiler Anstieg des Krankheitsausbruchs zwischen 15 und 24 Jahren. Danach kommt es zu einem gleich bleibenden Abfall, d.h. in den mittleren Lebensjahrzehnten und im fortgeschrittenen Alter sind Männer nur noch selten betroffen.
Dafür kann man rückblickend bei nicht wenigen Patienten schon erste Symptome um das zehnte Lebensjahr herum registrieren. Das heißt aber auch, dass junge Männer in einer sozial besonders empfindlichen Phase ihres Lebens getroffen und ggf. zurückgeworfen werden: seelische, geistige und körperliche Entwicklung, Schule, Lehre, Studium, erste Berufsjahre, vor allem aber Kontakte mit dem anderen Geschlecht und schließlich Partnersuche.
Bei Frauen findet sich statistisch (möglich ist natürlich jeglicher Verlauf) ein erster flacher Anstieg zwischen 20 und 29 und ein zweiter noch niedriger zwischen 45 und 50 Jahren, vor allem während der Wechseljahre. Hier haben Frauen dann zwar ein dreifach höheres Erkrankungsrisiko, doch letztlich erkranken beide Geschlechter gleich häufig, wenn man es statistisch vergleicht.
Nur ist es eben ein großer Unterschied, ob vor Ausbruch der Erkrankung Persönlichkeit, Partnerwahl, Berufsausbildung und die Gründung einer Familie weitgehend problemlos entwickelt bzw. abgeschlossen werden konnten oder ob man in einer der verwundbarsten Phasen seines Lebens, nämlich schon um die Pubertät herum, krankheitsbedingt und damit häufig lebensprägend aus der Bahn geworfen wurde.
Wie äußert sich eine Schizophrenie?
Was das Krankheitsbild einer schizophrenen Psychose anbelangt, so kursieren in der Allgemeinheit die unwahrscheinlichsten Befürchtungen. Und - das muss man offen zugeben, hier gibt es nichts zu beschönigen -, das meiste ist nicht völlig falsch, nur zahlenmäßig verzerrt.
Die überwiegende Mehrzahl schizophren Erkrankter bleibt nämlich trotz ihres Leidens weitgehend unauffällig, zumindest für die Allgemeinheit. Was sich einprägt sind jene vereinzelten Negativ-Beispiele, ob lächerlich, peinlich, belastend oder mitunter auch einmal gefährlich, die bei einer Million Erkrankter zwar statistisch nicht ins Gewicht fallen, aber eben Aufsehen erregen - und in nachteiliger Erinnerung bleiben.
Und das verzerrt den Eindruck über schizophrene Psychosen im Allgemeinen und die Meinung über schizophrene Gewalttaten im Speziellen. Denn es gibt in der Tat Kranke mit auffälligem Verhalten und es gibt sogar aggressive Durchbrüche, die - besonders, wenn sie prominente Opfer fordern - nachvollziehbarerweise die unseligsten Befürchtungen und Reaktionen provozieren. Nur steht es eben in keinem Verhältnis zur Realität, zur Gefährdung jedes Einzelnen.
Deshalb ist es so wichtig, über das schizophrene Leidensbild generell und den Beginn dieser Erkrankung im Besonderen Bescheid zu wissen.
Als charakteristisch gelten Gedanken, die eingegeben oder entzogen werden, die sich laut äußern oder sich gar auf andere Personen auszubreiten scheinen. Ferner das Gefühl, auf widernatürliche Weise beeinflusst und kontrolliert zu werden, also wenn Gedanken, Bewegungen, Empfinden u.a. als "von anderen gemacht" erlebt werden.
Nicht zu vergessen die Halluzinationen, also Sinnestäuschungen bezüglich Geruch, Geschmack und Tastsinn; vor allem aber Gehör (akustische Trugwahrnehmungen wie Stimmen, die im Dialog miteinander sprechen oder das Tun und Lassen des Patienten kommentieren). Aber auch das Empfinden vergiftet, bestrahlt, elektrisiert oder auf andere Weise beeinträchtigt bis gequält zu werden.
Vor allem aber der Wahn, insbesondere wahnhafte Beeinflussung und Verfolgung, gelegentlich auch Größenwahn, Liebeswahn usw., ggf. bis zu einem komplizieren Wahnsystem ausgebaut.
Und schließlich Einschiebungen in den Gedankenfluss, die zu Wortneubildungen und zu einer unverständlichen Sprache führen, bis hin zur "Zerfahrenheit", was aber extrem selten ist. Das gleiche gilt für Erregungs- oder Erstarrungs-Zustände bis hin zur Bewegungslosigkeit, einschließlich Verstummen.
Natürlich ist dies nur ein kleiner Ausschnitt eines in der Tat spektakulären, schier unfassbaren und für die Betroffenen und ihre Angehörigen oft leidvollen Krankheitsbildes (Einzelheiten siehe das ausführliche Schizophrenie-Kapitel).
Rechtzeitige Diagnose oder unnötige Panikmache?
Wie äußert sich nun das Leidensbild einer schizophrenen Erkrankung im Vorfeld? Und gibt es vielleicht sogar Warn- oder Alarmsignale? Denn das wäre ja entscheidend für die alte Erkenntnis: Je früher erkannt, je schneller und gezielter behandelt, umso erfolgreicher die Therapie.
Die Antwort lautet: Ja, allerdings mit Einschränkung. Zum einen ist das, was man unter richtigen Warn- oder gar Alarm-Symptomen versteht zu hoch gegriffen. Und leider auch nicht in jedem Falle anzutreffen.
Zweitens sind diese Krankheitszeichen keinesfalls immer so eindeutig in ihrer Aussage und damit präzise nutzbar, im Gegenteil: Sie können zu vielerlei passen, von der alltäglichen Befindensschwankung über die vorübergehende Überforderung bis hin zu ernsten Beeinträchtigungen, die aber auf andere Ursachen zurückgehen.
Und Drittens können sie, besonders wenn sie wie beim männlichen Geschlecht zumeist in die Pubertät fallen, mit den dort üblichen psychosozialen Schwierigkeiten verwechselt werden. Denn - das sieht jeder ein - nicht jedes pubertäre Verhalten ist ein Warnsymptom für eine spätere Schizophrenie. Andererseits kann so manches gewöhnungsbedürftige bis sonderbare Verhalten wie eine pubertäre Eigenheit oder ein entsprechendes Fehlverhalten aussehen. Und das ist das Problem, den in die Pubertät fallen ja - wie erwähnt - gerade bei Jungen nicht wenige schizophrene Ersthinweise.
Damit gerät man bei einer an sich notwendigen und sinnvollen Aufklärung in einen Zwiespalt: Einerseits will man rechtzeitig auf eine mögliche krankhafte Entwicklung aufmerksam machen, andererseits kann es sich in dieser Entwicklungsstufe auch um eine durchaus normale Übergangsphase handeln. Soll man also trotzdem darauf achten, ggf. unnötige Ängste provozieren? Oder soll man nichts sagen und darauf warten, bis sich schließlich ausgeprägtere Verhaltensänderungen abzeichnen, die jetzt durchaus als schizophrene Vorposten-Symptome bezeichnet werden könnten?
Der Kompromiss liegt in der Mitte: Wissen kann nie schaden, voreilige Reaktionen sehr wohl. Auch sind sich Patient und Angehörige ja nicht völlig selbst überlassen und hilflos ihren Mutmaßungen ausgeliefert. Stets ist ein Arzt verfügbar, zuerst der Hausarzt, später der Facharzt, in diesem Falle also ein Psychiater oder Nervenarzt oder - wenn in entsprechendem Alter - ein Kinder- und Jugendpsychiater.
Und dieser wird den jungen Menschen sorgfältig untersuchen und seine fachliche Entscheidung treffen. Allerdings nicht immer so eindeutig, wie sich die Angehörigen das wünschen. Denn hier spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. Jetzt aber nicht mehr unnötig riskant, weil unkontrolliert, sondern im Rahmen einer fachärztlichen Untersuchung und Verlaufskontrolle, die ihre Zeit braucht, bis man sich guten Gewissens zu einer definitiven Diagnose durchringen kann.
Wie entwickelt sich eine Schizophrenie?
Tatsächlich lassen sich solche Vorposten-Symptome bei den Schizophrenien in mindestens einem Drittel der Fälle registrieren - sofern man darauf achtet und Bescheid weiß. Und sie häufen sich vor dem eigentlichen, für alle dann auch nachvollziehbaren Ausbruch des Leidens immer mehr. Das kann bei den einen nur wenige Wochen oder Monate, bei den anderen aber mehrere Jahre dauern.
Die Mehrzahl dieser späteren Patienten gilt jedoch bis zum allseits erkennbaren Durchbruch des Leidens als weitgehend unauffällig. Manche erscheinen sogar mustergültig, fast zu beflissen und brav in Leistung und Betragen ("Rockzipfel-Kinder").
Danach kommt es jedoch zu einem sogenannten "Knick in der Lebenskurve". Jetzt ist ein rascher Ausbruch möglich. Es können aber auch längere Phasen langsamer seelischer Änderungen vorausgehen, die erst viel später in eindeutige Verhaltensauffälligkeiten münden. Meist sind sie jedoch allgemeiner Natur und lassen erst einmal an nichts Ernstes denken, auch wenn man sich gelegentlich wundert oder ärgert. Oft normalisieren sie sich auch wieder. Manchmal finden sich die Angehörigen aber auch nur damit ab, teils aus Hilflosigkeit teils aus der unbewussten Strategie: Was nicht sein darf, kann nichts ein".
Welches sind nun die häufigsten Vorposten- und damit letztlich Warn-Symptome einer beginnenden Schizophrenie, oft in Form uncharakteristischer und damit leider auch zu vielerlei passender "Allerwelts-Beeinträchtigungen"? Einzelheiten dazu siehe die Stichworte im Kasten.
Die häufigsten Vorposten-Symptome einer beginnenden Schizophrenie
Allgemeine Aspekte
Mehr oder weniger plötzlich zunehmende Nervosität und allgemeine seelische Labilität; rasche Ermüdbarkeit; auffällige Merk- und Konzentrationsschwäche, gelegentlich regelrechte Zerstreutheit; manchmal "wie völlig absorbiert" oder "total vereinnahmt"; allgemeine seelische, geistige und sogar körperliche Verlangsamung, bis hin zur unfassbaren Entschlussunfähigkeit oder Antriebslosigkeit; gehäuft Miss-Stimmungen, Reizbarkeit, ja Aggressivität; gelegentlich unmotiviert feindseliges Verhalten; Schlafstörungen und "nächtliches Umhergeistern"; Leistungsabfall in Schule oder Lehre; grundlose Genussunfähigkeit, ja Freudlosigkeit; ängstlich-gedrückte bis schwermütige Stimmung; Gefühl der inneren Leere, manchmal wie "abgestorben"; wachsende Ungeselligkeit, bis zum befremdlichen, ja erschreckenden Erkalten der zwischenmenschlichen Beziehungen zu Eltern, Geschwistern, Partner, Freunden, sonstigen Angehörigen, Nachbarn, Schul- und Berufskollegen usw.; schließlich sozialer Rückzug und Isolationsgefahr.
Weitere Besonderheiten
Eigenartige Selbstversunkenheit, teils im Spielen, teils im Lesen oder auch nur Schauen; langsam sich entwickelndes oder plötzliches, auf jeden Fall überzogenes Interesse an wirklichkeitsfremden Fragen: religiös, mystisch, philosophisch, gesellschaftspolitisch u.a.; damit erhöhte Gefahr, durch die innere Orientierungslosigkeit, Ratlosigkeit und leichte Beeinflussbarkeit in falsche Hände zu geraten (z.B. Sekten!).
Verhältnis zum anderen Geschlecht
Nicht selten unfrei, "verklemmt", scheu oder gar ablehnend; dabei hin- und hergerissen zwischen normalen Wünschen und Träumen und sonderbar brüsken, abweisenden, gelegentlich fast feindseligen Verhaltensweisen; bisweilen unerklärliche Extremausschläge: einerseits Zurückweisung und Rückzug, andererseits plötzlich distanz- oder taktlose Kontaktsuche.
Natürlich gibt es soviel Beschwerdebilder, wie Betroffene, denn nicht nur die Schizophrenie, jedes seelische Krankheit wird auch durch Wesensart, Umfeld, geistige, körperliche und psychosoziale Ausgangslage, kurz: durch die Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Persönlichkeit mitbestimmt.
Was beeinträchtigt am meisten?
Wenn man aber die Angehörigen, auch die Freunde, Nachbarn u.a. befragt, was am meisten irritiert, befremdet, verunsichert, ja was deprimiert und schmerzlich empfunden wird, dann ist es nicht selten jene kaum beschreibbare Atmosphäre, die nach und nach von vielen dieser späteren Patienten ausgeht und die vor allem mit ihrer früheren Wesensart nicht in Einklang zu bringen ist ("was ist nur aus ihm/ihr geworden?"):
Das ist beispielsweise eine schwer einzuordnende und vor allem unvereinbare Mischung aus: Hilfe suchen - zurückweisen; verschüchtert - überheblich bis arrogant; durchgeistigt - schwer besinnlich; nervig - apathisch usw.
Nach und nach, d.h. im fortgeschrittenen (weil unbehandelten) Zustand macht der Betroffene schließlich den Eindruck, als zähle er nicht mehr zu dieser Gesellschaft, teile nicht die Freuden und Sorgen dieser Welt und besonders seiner Altersstufe, "gehöre auf einen anderen Stern", lebe "gleichsam knapp daneben", also ob man tatsächlich "neben sich her lebt", jedenfalls "irgendwie nicht man selber sein darf" usw.
Dabei befremdet er nicht nur andere, sondern kommt sich auch selber fremd vor - ohne etwas dagegen tun zu können. Er wird ein ewig "Suchender, und zwar mit wachsendem Scham- und schwindendem Selbstwertgefühl. Und damit einem Gefühlsleben, das immer mehr ins Wanken gerät, gleichsam "wie ständig auf dünnem Eis stehend".
Denn er kann tun und lassen was er will, er findet keine Erklärung, keine Lösung, keinen Weg. Zwar gibt er sich große Mühe, bis hin zur Lektüre von eigentlich für ihn fast unverständlichen religiösen, philosophischen und sonstigen Büchern, in denen er zu finden sucht, was ihn so rastlos und schließlich ratlos umher treibt - aber vergebens.
Die Folgen sind Resignation, Angst, Schwermut und innere Panik. Und die erwähnten tief sitzenden Scham- und Minderwertigkeitsgefühle, ein kennzeichnendes, wenn auch weitgehend unbekanntes Merkmal jeglicher seelischer Störung, insbesondere bei schizophren Erkrankten.
Die Hilflosigkeit und ihre Konsequenzen
So kann es nicht ausbleiben, dass sich gerade in jungen Jahren Rauschdrogen, Alkohol und Nikotin anbieten und eine erschreckend hohe Zahl schon in dieser Altersstufe in eine entsprechende Abhängigkeit gerät - mit allen Folgen. Denn manche Rauschdrogen, vor allem die sogenannten Halluzinogene wie Haschisch/Marihuana, LSD, aber auch Kokain und die Designerdrogen u.a. klinken solch eine "Psychose im Wartestand" oft erst richtig aus. Man glaubt sich etwas Gutes zu tun, spürt zuerst auch Erleichterung - "und dann knallt der Horror aber durch und plötzlich weiß man: da hat man etwas falsch gemacht, jetzt geht es erst richtig los" (Zitat eines Betroffenen).
Für manche droht jetzt auch ein sozialer Absturz bis hin zur Verwahrlosungsgefahr, selbst wenn eine geordnete Familie oder gar wohlhabende Angehörige alles tun, um diese bittere Entwicklung zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Doch diese Verwahrlosung ist keine Frage der geistigen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Ausgangslage, sondern ein seelisches und schließlich psychosoziales Abgleiten durch unrealistische Phantastereien, versponnene Vorstellungen, durch autistischen Rückzug auf sich selber und schließlich totale Isolation mit oftmals sogar feindseligen bis gefährlichen Abwehrreaktionen - und zwar nicht böswillig, sondern aus dem krankhaften, dem psychotischen Erleben heraus.
Einige merken schon recht früh und registrieren sehr wohl, dass sie einerseits unwiderruflich "abrutschen" und andererseits nichts dagegen tun können. Damit geraten nicht wenige bereits in diesem Stadium in Gefahr, Hand an sich zu legen. Oft häufen sich deshalb jetzt Todesphantasien, Suizidwünsche oder konkrete Selbsttötungspläne, was die erschreckend hohe Suizidrate erklärt: Denn jeder zehnte schizophren Erkrankte stirbt durch eigene Hand (siehe das entsprechende Kapitel über Schizophrenie und Gewalt).
Was kann man tun?
Deshalb drängt sich die Frage auf: Was kann man tun - falls überhaupt? Und die Antwort - bewusst kurz gehalten - lautet: Man kann mehr tun, als in Tausenden von Jahren zuvor, um es einmal schlagzeilen-typisch auszudrücken.
Millionen von Betroffenen hatten bis Mitte des 20. Jahrhunderts keine Chance, aus ihrem schizophrenen Teufelskreis herauszukommen. Doch dann wurden die sogenannten Neuroleptika entwickelt, antipsychotisch wirkende Psychopharmaka. Sie haben zwar den schlechtesten Ruf aller Medikamente ("chemische Zwangsjacke", "Pillenkeule" u.a.) - doch wie so oft - zu unrecht.
Unwissen, Halbwissen, Unterstellungen, Verzerrungen und Überbetonung (z. B. der selbstverständlich vorhandene Nebenwirkungen, besonders wenn der Patient dosismäßig schlecht eingestellt ist), ja sogar politische oder gesellschafts-politische Strategien entsprechender Kreise haben sehr früh etwas wichtiges zerstört: Das Vertrauen in eine Medikamentengruppe, die Millionen Menschen auf dieser Erde ein Leben führen lassen könnte, wie andere auch - trotz psychotischer Anlage, trotz Ausbruch einer Schizophrenie.
Deshalb sei zum Abschluss noch einmal wiederholt, was zu Beginn dieses Beitrags angemahnt wurde: Lassen Sie sich nicht verunsichern - nicht in Richtung Krankheit, aber auch nicht selbstgefällig, unkritisch oder aus der bekannten Angst-Strategie heraus: "was nicht sein darf, kann nicht sein".
Registrieren Sie als Angehörige, ggf. auch als Freunde und gute Bekannte, was sich an Ungewöhnlichem oder Eigenartigem abzuzeichnen beginnt. Überlegen Sie dann nicht zu lange, ob man nicht vielleicht auch einmal einen Arzt konsultieren sollte. Tun Sie es - und zwar durchaus erst einmal allein, wenn der Betroffene sich zu sperren droht. Lassen Sie sich beraten. Am besten, Sie bringen Aufzeichnungen mit, die Sie sich zuvor gemacht haben. Rein mündlich ist dies manchmal weniger ergiebig, als wenn sie sich bereits Notizen gemacht haben, zumal es sich ja auch um ungewöhnliche Verhaltensweisen handelt. Meist drängt in der Praxis auch die Zeit und man ist mit solchen Fragen auch nicht jeden Tag konfrontiert.
Der Arzt wird in der Regel zu "ihrem Fall" nicht Stellung nehmen können, denn er hat den möglicherweise Kranken ja gar nicht gesehen. Er wird also bei einer solchen Beratung lediglich theoretische Überlegungen äußern können: Um was kann es sich bei solchen Verhaltensweisen grundsätzlich handeln. Eine exakte Diagnose - das sei noch einmal wiederholt - ist nur nach der persönlichen Untersuchung des Betroffenen zulässig. Und damit auch entsprechende Therapie-Empfehlungen, die umso wirkungsvoller sind, je früher sie zum Einsatz gelangen.
Kommt es zu der gewünschten und sicher am meisten notwendigen Untersuchung und kann der Arzt danach entwarnen oder erst einmal beruhigen, umso besser. Wird er sich eine Beobachtungsphase ausbedingen, geht wenigstens keine Zeit verloren.
Wird der Arzt nun entwarnen und beruhigen können, umso besser. Wird er sich eine Beobachtungsphase ausbedingen, geht wenigstens keine Zeit verloren. Zeichnet sich die Diagnose einer schizophrenen Psychose ab, wird er Behandlungsvorschläge machen, nämlich die erwähnten antipsychotischen Neuroleptika, von denen es inzwischen ein halbes Hundert gibt und immer nebenwirkungsärmere Neuentwicklungen auf den Markt kommen (kostspielig, aber wirkungsvoll und verträglich, denn darauf kommt es an). Auch wird er auf psychotherapeutische (hier vor allem sogenannte psychoedukative) Möglichkeiten und soziotherapeutische Hilfen hinweisen. Auf jeden Fall gilt die mehrfach erwähnte Regel:
Je früher man handelt, d. h. konsequent therapiert, desto günstiger die Heilungsaussichten. So könnten Tausende von bisher unbehandelten Schizophrenen ein Leben führen, wie andere, glücklicher gestellte, also seelisch Gesunde auch - theoretisch, denn in Wirklichkeit nutzen nur relativ wenige diese Chancen.
Unser Gesundheitswesen ist nicht mehr bezahlbar, liest und hört man jeden Tag in den Medien. Das ist richtig. Es gibt aber auch Vorteile, die man wahrnehmen sollte. Die rechtzeitige Therapie der Schizophrenie gehört dazu. Das setzt allerdings jene Reihenfolge voraus, die für alle Krankheiten gilt: Informationen sammeln erkennen, was droht anerkennen, was nicht zu ändern ist, vor allem nicht durch "Augen verschließen" Diagnose und Therapie akzeptieren Behandlung konsequent durchhalten eigenwillige, vertrotzte oder verbitterte Reaktionen vermeiden auf Angehörige und Freunde und vor allem auf den Arzt hören und sich auch einmal mit z. B. therapie-bedingten Einbußen abfinden, um des größeren Zieles Willen: der gesundheitlichen Besserung oder gar Genesung.
Es ist wahr: Die Schizophrenie ist eine ernste seelische Störung, die viel Leid verursachen kann. Doch unter den heutigen Bedingungen weitgehend korrigierbar, zumindest aber in seinen unglücklichsten Folgen abzumildern. Man sollte es nutzen.
Wenn Sie dieses Thema interessiert, lesen sie auch die Beiträge in der Internet-Serie Psychiatrie heute über
- die Schizophrenien
- schizoaffektive Störungen
- schizophrene Ich-Störungen
- Schizophrenie: Negativ- oder Minus-Symptome
- wahnhafte Störung
- Schizophrenie und Gewalt
- und anderes mehr.
Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).
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Was man bei einer psychotischen Ersterkrankung über Warnsymptome wissen sollte?
Ein Prozent der Bevölkerung und damit rund 60 Millionen auf dieser Erde leiden unter einer Schizophrenie. Leider können sich die meisten Menschen von dieser seelischen Störung kein zutreffendes Bild machen, wenn man einmal von einer Reihe negativer Krankheitsfolgen bis hin zur drohenden Gewalttätigkeit absieht, die diese Erkrankung charakterisieren sollen.
Und am wenigsten weiß man über den Beginn einer schizophrenen Psychose, obgleich das rechtzeitige Erkennen, Anerkennen und gezielte Behandeln der wichtigste Schritt überhaupt wäre. Deshalb ein etwas ausführlicherer Beitrag zur Frage: Wann und wie beginnt diese Krankheit? Gibt es Unterschiede nach Alter und Geschlecht? Wie äußert sich eine Schizophrenie zu Beginn, wenn noch niemand weiß, was sich hier abzeichnet? Soll man den Facharzt aufsuchen oder ist das eine unnötige Panikmache? Was beeinträchtigt am meisten? Was droht, wenn man therapeutisch nicht rechtzeitig einschreitet? Und vor allem: Was kann man überhaupt tun, insbesondere mit den heutigen medikamentösen Möglichkeiten?
Keine seelische Krankheit, wahrscheinlich kein Leiden überhaupt provoziert soviel Unsicherheit, Verlegenheit, Furcht, ja gereizte Reaktionen und Aggressivität wie die Schizophrenie, das "Spaltungsirresein", wie man dieses Leiden in der Allgemeinheit bezeichnet.
Dabei handelt es sich um die wohl am längsten bekannte und bisher am intensivsten untersuchte seelische Störung. Doch die meisten Menschen haben außer vagen Vorstellungen, die zumeist noch durch sensations-geleitete Medienberichte verfälscht werden, keine konkreten Kenntnisse.
Doch genau das wäre wichtig, um einer Krankheit gerecht zu werden, die nicht nur rund eine Million Menschen im deutschsprachigen Bereich und damit etwa 60 Millionen auf dieser Erde betrifft, sondern in der Mehrzahl der Fälle nach außen weitgehend unauffällig ist, d. h. überwiegend "innerlich" beeinträchtigt.
Leider ist der allgemeine Kenntnisstand aber mehr als unzureichend - und er scheint auch nicht zu wachsen, trotz guter Informationsangebote. Denn "Wissen ist Macht", nämlich Macht zu helfen, d.h. zu erkennen und richtig einzuordnen, was sich hier zu entwickeln droht. Und den Arzt bei seiner Diagnose zu unterstützen, seine Therapie zu überwachen und damit ernstere psychosoziale Konsequenzen in Familie, Nachbarschaft und Beruf zu verhindern.
Denn schizophrene Psychosen entwickeln sich meist schleichend, uncharakteristisch und damit verhängnisvoll täuschend - über eine lange, viel zu lange, weil nutzlos verstrichene Zeit. Was kann man tun?
Kurze Erläuterungen der wichtigsten Begriffe
- Schizophrenie: Psychisches Krankheitsbild aus der Gruppe der sogenannten endogenen Psychosen, wie man das nach früherer Klassifikation bezeichnete.
- Endogen: von "innen", aus dem Organismus heraus, aber ohne bisher erkennbare bzw. nachweisbare körperliche Ursache. Vor allem auf erblichen und konstitutionellen (die seelische und körperliche Verfassung betreffenden) Faktoren beruhend.
- Endogene Psychose: frühere Sammelbezeichnung für alle Geisteskrankheiten (= Psychosen) aus endogener Ursache wie Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankung, endogene Depression u.a.
- Psychose: Seelische Störung, bei der die Beeinträchtigung der psychischen Funktion ein solches Ausmaß erreicht hat, dass dadurch Realitätsbezug, Einsicht und Fähigkeit zu sehr gestört sind, um einigen der üblichen Lebensanforderungen noch zu entsprechen (frühere Definition der Weltgesundheitsorganisation - WHO).
- Psychotisch: betroffen von Halluzinationen (Sinnestäuschungen, Trugwahrnehmungen), wahnhaften Störungen oder bestimmten Formen schweren abnormen Verhaltens, wie krankhafte Überaktivität bis zu heftigen Erregungszuständen bzw. ausgeprägte psychomotorische (seelisch-körperliche) Hemmungen bis zu regelrechten Sperrungen (nach einer neueren Definition der Weltgesundheitsorganisation - WHO).
- Heutige Definition der Schizophrenien: Grundlegende und charakteristische Störungen von Denken und Wahrnehmung sowie inadäquate oder verflachte Affekte (Gemütsreaktionen). Die Bewusstseinsklarheit und intellektuellen Fähigkeiten sind in der Regel nicht beeinträchtigt, obwohl sich im Laufe der Zeit gewisse kognitive (geistige) Defizite entwickeln können.
Die wichtigsten psychopathologischen (krankhaften) Phänomene sind Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung oder Gedankenentzug, Gedankenausbreitung, Wahnwahrnehmung, Kontrollwahn, Beeinflussungs-wahn oder das Gefühl des Gemachten, ferner Stimmen, die in der dritten Person den Patienten kommentieren oder über ihn sprechen sowie Denkstörungen und Negativ-Symptome.
Unter Negativ-Symptomen versteht man beispielsweise Aufmerksamkeitsstörung, Sprachverarmung, Gemütsverflachung, Mangel an Energie, Schwung und Ausdauer, ferner Antriebsminderung, Interessenschwund, Gleichgültigkeit, Willensschwäche, Unfähigkeit Freude zu empfinden, Rückzug und Isolationsneigung (nach Weltgesundheitsorganisation - WHO)
- Heutige Einteilung der Schizophrenien: paranoide, hebephrene, katatone und undifferenzierte Schizophrenie-Verläufe, postschizophrene Depression, schizophrenes Residuum (Restzustand), Schizophrenia simplex, schizotype Störung, anhaltende wahnhafte Störung, akute vorübergehende psychotische Störung, induzierte wahnhafte Störung, schizoaffektive Störung und anderes mehr mit entsprechenden Unterteilungsmöglichkeiten (nach Weltgesundheitsorganisation - WHO).
Einzelheiten zu diesen Begriffen siehe das entsprechende Internet-Kapitel über die Schizophrenien.
Wen treffen schizophrene Psychosen?
Betroffen sind alle sozialen Schichten und beide Geschlechter gleich häufig. Allerdings gibt es gewisse Unterschiede, die jedoch kein statistisches, sondern ein psychosoziales Phänomen sind:
Zum einen erkennt man offenbar in der Mittel- und Oberschicht den Ausbruch dieses Leidens schneller, reagiert rascher und überwacht es therapeutisch auch konsequenter.
Zum anderen ist der Ausbruch einer Schizophrenie zwar theoretisch in jedem Lebensalter möglich, allerdings zeichnen sich bestimmte Schwerpunkte ab, vor allem nach Geschlecht:
Beim männlichen Geschlecht zeigt sich ein steiler Anstieg des Krankheitsausbruchs zwischen 15 und 24 Jahren. Danach kommt es zu einem gleich bleibenden Abfall, d.h. in den mittleren Lebensjahrzehnten und im fortgeschrittenen Alter sind Männer nur noch selten betroffen.
Dafür kann man rückblickend bei nicht wenigen Patienten schon erste Symptome um das zehnte Lebensjahr herum registrieren. Das heißt aber auch, dass junge Männer in einer sozial besonders empfindlichen Phase ihres Lebens getroffen und ggf. zurückgeworfen werden: seelische, geistige und körperliche Entwicklung, Schule, Lehre, Studium, erste Berufsjahre, vor allem aber Kontakte mit dem anderen Geschlecht und schließlich Partnersuche.
Bei Frauen findet sich statistisch (möglich ist natürlich jeglicher Verlauf) ein erster flacher Anstieg zwischen 20 und 29 und ein zweiter noch niedriger zwischen 45 und 50 Jahren, vor allem während der Wechseljahre. Hier haben Frauen dann zwar ein dreifach höheres Erkrankungsrisiko, doch letztlich erkranken beide Geschlechter gleich häufig, wenn man es statistisch vergleicht.
Nur ist es eben ein großer Unterschied, ob vor Ausbruch der Erkrankung Persönlichkeit, Partnerwahl, Berufsausbildung und die Gründung einer Familie weitgehend problemlos entwickelt bzw. abgeschlossen werden konnten oder ob man in einer der verwundbarsten Phasen seines Lebens, nämlich schon um die Pubertät herum, krankheitsbedingt und damit häufig lebensprägend aus der Bahn geworfen wurde.
Wie äußert sich eine Schizophrenie?
Was das Krankheitsbild einer schizophrenen Psychose anbelangt, so kursieren in der Allgemeinheit die unwahrscheinlichsten Befürchtungen. Und - das muss man offen zugeben, hier gibt es nichts zu beschönigen -, das meiste ist nicht völlig falsch, nur zahlenmäßig verzerrt.
Die überwiegende Mehrzahl schizophren Erkrankter bleibt nämlich trotz ihres Leidens weitgehend unauffällig, zumindest für die Allgemeinheit. Was sich einprägt sind jene vereinzelten Negativ-Beispiele, ob lächerlich, peinlich, belastend oder mitunter auch einmal gefährlich, die bei einer Million Erkrankter zwar statistisch nicht ins Gewicht fallen, aber eben Aufsehen erregen - und in nachteiliger Erinnerung bleiben.
Und das verzerrt den Eindruck über schizophrene Psychosen im Allgemeinen und die Meinung über schizophrene Gewalttaten im Speziellen. Denn es gibt in der Tat Kranke mit auffälligem Verhalten und es gibt sogar aggressive Durchbrüche, die - besonders, wenn sie prominente Opfer fordern - nachvollziehbarerweise die unseligsten Befürchtungen und Reaktionen provozieren. Nur steht es eben in keinem Verhältnis zur Realität, zur Gefährdung jedes Einzelnen.
Deshalb ist es so wichtig, über das schizophrene Leidensbild generell und den Beginn dieser Erkrankung im Besonderen Bescheid zu wissen.
Als charakteristisch gelten Gedanken, die eingegeben oder entzogen werden, die sich laut äußern oder sich gar auf andere Personen auszubreiten scheinen. Ferner das Gefühl, auf widernatürliche Weise beeinflusst und kontrolliert zu werden, also wenn Gedanken, Bewegungen, Empfinden u.a. als "von anderen gemacht" erlebt werden.
Nicht zu vergessen die Halluzinationen, also Sinnestäuschungen bezüglich Geruch, Geschmack und Tastsinn; vor allem aber Gehör (akustische Trugwahrnehmungen wie Stimmen, die im Dialog miteinander sprechen oder das Tun und Lassen des Patienten kommentieren). Aber auch das Empfinden vergiftet, bestrahlt, elektrisiert oder auf andere Weise beeinträchtigt bis gequält zu werden.
Vor allem aber der Wahn, insbesondere wahnhafte Beeinflussung und Verfolgung, gelegentlich auch Größenwahn, Liebeswahn usw., ggf. bis zu einem komplizieren Wahnsystem ausgebaut.
Und schließlich Einschiebungen in den Gedankenfluss, die zu Wortneubildungen und zu einer unverständlichen Sprache führen, bis hin zur "Zerfahrenheit", was aber extrem selten ist. Das gleiche gilt für Erregungs- oder Erstarrungs-Zustände bis hin zur Bewegungslosigkeit, einschließlich Verstummen.
Natürlich ist dies nur ein kleiner Ausschnitt eines in der Tat spektakulären, schier unfassbaren und für die Betroffenen und ihre Angehörigen oft leidvollen Krankheitsbildes (Einzelheiten siehe das ausführliche Schizophrenie-Kapitel).
Rechtzeitige Diagnose oder unnötige Panikmache?
Wie äußert sich nun das Leidensbild einer schizophrenen Erkrankung im Vorfeld? Und gibt es vielleicht sogar Warn- oder Alarmsignale? Denn das wäre ja entscheidend für die alte Erkenntnis: Je früher erkannt, je schneller und gezielter behandelt, umso erfolgreicher die Therapie.
Die Antwort lautet: Ja, allerdings mit Einschränkung. Zum einen ist das, was man unter richtigen Warn- oder gar Alarm-Symptomen versteht zu hoch gegriffen. Und leider auch nicht in jedem Falle anzutreffen.
Zweitens sind diese Krankheitszeichen keinesfalls immer so eindeutig in ihrer Aussage und damit präzise nutzbar, im Gegenteil: Sie können zu vielerlei passen, von der alltäglichen Befindensschwankung über die vorübergehende Überforderung bis hin zu ernsten Beeinträchtigungen, die aber auf andere Ursachen zurückgehen.
Und Drittens können sie, besonders wenn sie wie beim männlichen Geschlecht zumeist in die Pubertät fallen, mit den dort üblichen psychosozialen Schwierigkeiten verwechselt werden. Denn - das sieht jeder ein - nicht jedes pubertäre Verhalten ist ein Warnsymptom für eine spätere Schizophrenie. Andererseits kann so manches gewöhnungsbedürftige bis sonderbare Verhalten wie eine pubertäre Eigenheit oder ein entsprechendes Fehlverhalten aussehen. Und das ist das Problem, den in die Pubertät fallen ja - wie erwähnt - gerade bei Jungen nicht wenige schizophrene Ersthinweise.
Damit gerät man bei einer an sich notwendigen und sinnvollen Aufklärung in einen Zwiespalt: Einerseits will man rechtzeitig auf eine mögliche krankhafte Entwicklung aufmerksam machen, andererseits kann es sich in dieser Entwicklungsstufe auch um eine durchaus normale Übergangsphase handeln. Soll man also trotzdem darauf achten, ggf. unnötige Ängste provozieren? Oder soll man nichts sagen und darauf warten, bis sich schließlich ausgeprägtere Verhaltensänderungen abzeichnen, die jetzt durchaus als schizophrene Vorposten-Symptome bezeichnet werden könnten?
Der Kompromiss liegt in der Mitte: Wissen kann nie schaden, voreilige Reaktionen sehr wohl. Auch sind sich Patient und Angehörige ja nicht völlig selbst überlassen und hilflos ihren Mutmaßungen ausgeliefert. Stets ist ein Arzt verfügbar, zuerst der Hausarzt, später der Facharzt, in diesem Falle also ein Psychiater oder Nervenarzt oder - wenn in entsprechendem Alter - ein Kinder- und Jugendpsychiater.
Und dieser wird den jungen Menschen sorgfältig untersuchen und seine fachliche Entscheidung treffen. Allerdings nicht immer so eindeutig, wie sich die Angehörigen das wünschen. Denn hier spielt der Faktor Zeit eine große Rolle. Jetzt aber nicht mehr unnötig riskant, weil unkontrolliert, sondern im Rahmen einer fachärztlichen Untersuchung und Verlaufskontrolle, die ihre Zeit braucht, bis man sich guten Gewissens zu einer definitiven Diagnose durchringen kann.
Wie entwickelt sich eine Schizophrenie?
Tatsächlich lassen sich solche Vorposten-Symptome bei den Schizophrenien in mindestens einem Drittel der Fälle registrieren - sofern man darauf achtet und Bescheid weiß. Und sie häufen sich vor dem eigentlichen, für alle dann auch nachvollziehbaren Ausbruch des Leidens immer mehr. Das kann bei den einen nur wenige Wochen oder Monate, bei den anderen aber mehrere Jahre dauern.
Die Mehrzahl dieser späteren Patienten gilt jedoch bis zum allseits erkennbaren Durchbruch des Leidens als weitgehend unauffällig. Manche erscheinen sogar mustergültig, fast zu beflissen und brav in Leistung und Betragen ("Rockzipfel-Kinder").
Danach kommt es jedoch zu einem sogenannten "Knick in der Lebenskurve". Jetzt ist ein rascher Ausbruch möglich. Es können aber auch längere Phasen langsamer seelischer Änderungen vorausgehen, die erst viel später in eindeutige Verhaltensauffälligkeiten münden. Meist sind sie jedoch allgemeiner Natur und lassen erst einmal an nichts Ernstes denken, auch wenn man sich gelegentlich wundert oder ärgert. Oft normalisieren sie sich auch wieder. Manchmal finden sich die Angehörigen aber auch nur damit ab, teils aus Hilflosigkeit teils aus der unbewussten Strategie: Was nicht sein darf, kann nichts ein".
Welches sind nun die häufigsten Vorposten- und damit letztlich Warn-Symptome einer beginnenden Schizophrenie, oft in Form uncharakteristischer und damit leider auch zu vielerlei passender "Allerwelts-Beeinträchtigungen"? Einzelheiten dazu siehe die Stichworte im Kasten.
Die häufigsten Vorposten-Symptome einer beginnenden Schizophrenie
Allgemeine Aspekte
Mehr oder weniger plötzlich zunehmende Nervosität und allgemeine seelische Labilität; rasche Ermüdbarkeit; auffällige Merk- und Konzentrationsschwäche, gelegentlich regelrechte Zerstreutheit; manchmal "wie völlig absorbiert" oder "total vereinnahmt"; allgemeine seelische, geistige und sogar körperliche Verlangsamung, bis hin zur unfassbaren Entschlussunfähigkeit oder Antriebslosigkeit; gehäuft Miss-Stimmungen, Reizbarkeit, ja Aggressivität; gelegentlich unmotiviert feindseliges Verhalten; Schlafstörungen und "nächtliches Umhergeistern"; Leistungsabfall in Schule oder Lehre; grundlose Genussunfähigkeit, ja Freudlosigkeit; ängstlich-gedrückte bis schwermütige Stimmung; Gefühl der inneren Leere, manchmal wie "abgestorben"; wachsende Ungeselligkeit, bis zum befremdlichen, ja erschreckenden Erkalten der zwischenmenschlichen Beziehungen zu Eltern, Geschwistern, Partner, Freunden, sonstigen Angehörigen, Nachbarn, Schul- und Berufskollegen usw.; schließlich sozialer Rückzug und Isolationsgefahr.
Weitere Besonderheiten
Eigenartige Selbstversunkenheit, teils im Spielen, teils im Lesen oder auch nur Schauen; langsam sich entwickelndes oder plötzliches, auf jeden Fall überzogenes Interesse an wirklichkeitsfremden Fragen: religiös, mystisch, philosophisch, gesellschaftspolitisch u.a.; damit erhöhte Gefahr, durch die innere Orientierungslosigkeit, Ratlosigkeit und leichte Beeinflussbarkeit in falsche Hände zu geraten (z.B. Sekten!).
Verhältnis zum anderen Geschlecht
Nicht selten unfrei, "verklemmt", scheu oder gar ablehnend; dabei hin- und hergerissen zwischen normalen Wünschen und Träumen und sonderbar brüsken, abweisenden, gelegentlich fast feindseligen Verhaltensweisen; bisweilen unerklärliche Extremausschläge: einerseits Zurückweisung und Rückzug, andererseits plötzlich distanz- oder taktlose Kontaktsuche.
Natürlich gibt es soviel Beschwerdebilder, wie Betroffene, denn nicht nur die Schizophrenie, jedes seelische Krankheit wird auch durch Wesensart, Umfeld, geistige, körperliche und psychosoziale Ausgangslage, kurz: durch die Möglichkeiten und Grenzen der jeweiligen Persönlichkeit mitbestimmt.
Was beeinträchtigt am meisten?
Wenn man aber die Angehörigen, auch die Freunde, Nachbarn u.a. befragt, was am meisten irritiert, befremdet, verunsichert, ja was deprimiert und schmerzlich empfunden wird, dann ist es nicht selten jene kaum beschreibbare Atmosphäre, die nach und nach von vielen dieser späteren Patienten ausgeht und die vor allem mit ihrer früheren Wesensart nicht in Einklang zu bringen ist ("was ist nur aus ihm/ihr geworden?"):
Das ist beispielsweise eine schwer einzuordnende und vor allem unvereinbare Mischung aus: Hilfe suchen - zurückweisen; verschüchtert - überheblich bis arrogant; durchgeistigt - schwer besinnlich; nervig - apathisch usw.
Nach und nach, d.h. im fortgeschrittenen (weil unbehandelten) Zustand macht der Betroffene schließlich den Eindruck, als zähle er nicht mehr zu dieser Gesellschaft, teile nicht die Freuden und Sorgen dieser Welt und besonders seiner Altersstufe, "gehöre auf einen anderen Stern", lebe "gleichsam knapp daneben", also ob man tatsächlich "neben sich her lebt", jedenfalls "irgendwie nicht man selber sein darf" usw.
Dabei befremdet er nicht nur andere, sondern kommt sich auch selber fremd vor - ohne etwas dagegen tun zu können. Er wird ein ewig "Suchender, und zwar mit wachsendem Scham- und schwindendem Selbstwertgefühl. Und damit einem Gefühlsleben, das immer mehr ins Wanken gerät, gleichsam "wie ständig auf dünnem Eis stehend".
Denn er kann tun und lassen was er will, er findet keine Erklärung, keine Lösung, keinen Weg. Zwar gibt er sich große Mühe, bis hin zur Lektüre von eigentlich für ihn fast unverständlichen religiösen, philosophischen und sonstigen Büchern, in denen er zu finden sucht, was ihn so rastlos und schließlich ratlos umher treibt - aber vergebens.
Die Folgen sind Resignation, Angst, Schwermut und innere Panik. Und die erwähnten tief sitzenden Scham- und Minderwertigkeitsgefühle, ein kennzeichnendes, wenn auch weitgehend unbekanntes Merkmal jeglicher seelischer Störung, insbesondere bei schizophren Erkrankten.
Die Hilflosigkeit und ihre Konsequenzen
So kann es nicht ausbleiben, dass sich gerade in jungen Jahren Rauschdrogen, Alkohol und Nikotin anbieten und eine erschreckend hohe Zahl schon in dieser Altersstufe in eine entsprechende Abhängigkeit gerät - mit allen Folgen. Denn manche Rauschdrogen, vor allem die sogenannten Halluzinogene wie Haschisch/Marihuana, LSD, aber auch Kokain und die Designerdrogen u.a. klinken solch eine "Psychose im Wartestand" oft erst richtig aus. Man glaubt sich etwas Gutes zu tun, spürt zuerst auch Erleichterung - "und dann knallt der Horror aber durch und plötzlich weiß man: da hat man etwas falsch gemacht, jetzt geht es erst richtig los" (Zitat eines Betroffenen).
Für manche droht jetzt auch ein sozialer Absturz bis hin zur Verwahrlosungsgefahr, selbst wenn eine geordnete Familie oder gar wohlhabende Angehörige alles tun, um diese bittere Entwicklung zu verhindern oder zumindest hinauszuzögern. Doch diese Verwahrlosung ist keine Frage der geistigen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Ausgangslage, sondern ein seelisches und schließlich psychosoziales Abgleiten durch unrealistische Phantastereien, versponnene Vorstellungen, durch autistischen Rückzug auf sich selber und schließlich totale Isolation mit oftmals sogar feindseligen bis gefährlichen Abwehrreaktionen - und zwar nicht böswillig, sondern aus dem krankhaften, dem psychotischen Erleben heraus.
Einige merken schon recht früh und registrieren sehr wohl, dass sie einerseits unwiderruflich "abrutschen" und andererseits nichts dagegen tun können. Damit geraten nicht wenige bereits in diesem Stadium in Gefahr, Hand an sich zu legen. Oft häufen sich deshalb jetzt Todesphantasien, Suizidwünsche oder konkrete Selbsttötungspläne, was die erschreckend hohe Suizidrate erklärt: Denn jeder zehnte schizophren Erkrankte stirbt durch eigene Hand (siehe das entsprechende Kapitel über Schizophrenie und Gewalt).
Was kann man tun?
Deshalb drängt sich die Frage auf: Was kann man tun - falls überhaupt? Und die Antwort - bewusst kurz gehalten - lautet: Man kann mehr tun, als in Tausenden von Jahren zuvor, um es einmal schlagzeilen-typisch auszudrücken.
Millionen von Betroffenen hatten bis Mitte des 20. Jahrhunderts keine Chance, aus ihrem schizophrenen Teufelskreis herauszukommen. Doch dann wurden die sogenannten Neuroleptika entwickelt, antipsychotisch wirkende Psychopharmaka. Sie haben zwar den schlechtesten Ruf aller Medikamente ("chemische Zwangsjacke", "Pillenkeule" u.a.) - doch wie so oft - zu unrecht.
Unwissen, Halbwissen, Unterstellungen, Verzerrungen und Überbetonung (z. B. der selbstverständlich vorhandene Nebenwirkungen, besonders wenn der Patient dosismäßig schlecht eingestellt ist), ja sogar politische oder gesellschafts-politische Strategien entsprechender Kreise haben sehr früh etwas wichtiges zerstört: Das Vertrauen in eine Medikamentengruppe, die Millionen Menschen auf dieser Erde ein Leben führen lassen könnte, wie andere auch - trotz psychotischer Anlage, trotz Ausbruch einer Schizophrenie.
Deshalb sei zum Abschluss noch einmal wiederholt, was zu Beginn dieses Beitrags angemahnt wurde: Lassen Sie sich nicht verunsichern - nicht in Richtung Krankheit, aber auch nicht selbstgefällig, unkritisch oder aus der bekannten Angst-Strategie heraus: "was nicht sein darf, kann nicht sein".
Registrieren Sie als Angehörige, ggf. auch als Freunde und gute Bekannte, was sich an Ungewöhnlichem oder Eigenartigem abzuzeichnen beginnt. Überlegen Sie dann nicht zu lange, ob man nicht vielleicht auch einmal einen Arzt konsultieren sollte. Tun Sie es - und zwar durchaus erst einmal allein, wenn der Betroffene sich zu sperren droht. Lassen Sie sich beraten. Am besten, Sie bringen Aufzeichnungen mit, die Sie sich zuvor gemacht haben. Rein mündlich ist dies manchmal weniger ergiebig, als wenn sie sich bereits Notizen gemacht haben, zumal es sich ja auch um ungewöhnliche Verhaltensweisen handelt. Meist drängt in der Praxis auch die Zeit und man ist mit solchen Fragen auch nicht jeden Tag konfrontiert.
Der Arzt wird in der Regel zu "ihrem Fall" nicht Stellung nehmen können, denn er hat den möglicherweise Kranken ja gar nicht gesehen. Er wird also bei einer solchen Beratung lediglich theoretische Überlegungen äußern können: Um was kann es sich bei solchen Verhaltensweisen grundsätzlich handeln. Eine exakte Diagnose - das sei noch einmal wiederholt - ist nur nach der persönlichen Untersuchung des Betroffenen zulässig. Und damit auch entsprechende Therapie-Empfehlungen, die umso wirkungsvoller sind, je früher sie zum Einsatz gelangen.
Kommt es zu der gewünschten und sicher am meisten notwendigen Untersuchung und kann der Arzt danach entwarnen oder erst einmal beruhigen, umso besser. Wird er sich eine Beobachtungsphase ausbedingen, geht wenigstens keine Zeit verloren.
Wird der Arzt nun entwarnen und beruhigen können, umso besser. Wird er sich eine Beobachtungsphase ausbedingen, geht wenigstens keine Zeit verloren. Zeichnet sich die Diagnose einer schizophrenen Psychose ab, wird er Behandlungsvorschläge machen, nämlich die erwähnten antipsychotischen Neuroleptika, von denen es inzwischen ein halbes Hundert gibt und immer nebenwirkungsärmere Neuentwicklungen auf den Markt kommen (kostspielig, aber wirkungsvoll und verträglich, denn darauf kommt es an). Auch wird er auf psychotherapeutische (hier vor allem sogenannte psychoedukative) Möglichkeiten und soziotherapeutische Hilfen hinweisen. Auf jeden Fall gilt die mehrfach erwähnte Regel:
Je früher man handelt, d. h. konsequent therapiert, desto günstiger die Heilungsaussichten. So könnten Tausende von bisher unbehandelten Schizophrenen ein Leben führen, wie andere, glücklicher gestellte, also seelisch Gesunde auch - theoretisch, denn in Wirklichkeit nutzen nur relativ wenige diese Chancen.
Unser Gesundheitswesen ist nicht mehr bezahlbar, liest und hört man jeden Tag in den Medien. Das ist richtig. Es gibt aber auch Vorteile, die man wahrnehmen sollte. Die rechtzeitige Therapie der Schizophrenie gehört dazu. Das setzt allerdings jene Reihenfolge voraus, die für alle Krankheiten gilt: Informationen sammeln erkennen, was droht anerkennen, was nicht zu ändern ist, vor allem nicht durch "Augen verschließen" Diagnose und Therapie akzeptieren Behandlung konsequent durchhalten eigenwillige, vertrotzte oder verbitterte Reaktionen vermeiden auf Angehörige und Freunde und vor allem auf den Arzt hören und sich auch einmal mit z. B. therapie-bedingten Einbußen abfinden, um des größeren Zieles Willen: der gesundheitlichen Besserung oder gar Genesung.
Es ist wahr: Die Schizophrenie ist eine ernste seelische Störung, die viel Leid verursachen kann. Doch unter den heutigen Bedingungen weitgehend korrigierbar, zumindest aber in seinen unglücklichsten Folgen abzumildern. Man sollte es nutzen.
Wenn Sie dieses Thema interessiert, lesen sie auch die Beiträge in der Internet-Serie Psychiatrie heute über
- die Schizophrenien
- schizoaffektive Störungen
- schizophrene Ich-Störungen
- Schizophrenie: Negativ- oder Minus-Symptome
- wahnhafte Störung
- Schizophrenie und Gewalt
- und anderes mehr.
Bei allen Ausführungen handelt es sich um allgemeine Hinweise.
Bei persönlichen Anliegen fragen Sie bitte Ihren Arzt.
Beachten Sie deshalb bitte auch unseren Haftungsausschluss (s. Impressum).
Schizophrenie und der allgemeine Kenntnisstand
Keine seelische Krankheit, wahrscheinlich kein Leiden überhaupt provoziert soviel Unsicherheit, Verlegenheit, Furcht, ja gereizte Reaktionen und Aggressivität wie die Schizophrenie, das "Spaltungsirresein", wie man dieses Leiden in der Allgemeinheit bezeichnet.
Dabei handelt es sich um die wohl am längsten bekannte und bisher am intensivsten untersuchte seelische Störung. Doch die meisten Menschen haben außer vagen Vorstellungen, die zumeist noch durch sensations-geleitete Medienberichte verfälscht werden, keine konkreten Kenntnisse.
Doch genau das wäre wichtig, um einer Krankheit gerecht zu werden, die nicht nur rund eine Million Menschen im deutschsprachigen Bereich und damit etwa 60 Millionen auf dieser Erde betrifft, sondern in der Mehrzahl der Fälle nach außen weitgehend unauffällig ist, d. h. überwiegend "innerlich" beeinträchtigt.
Leider ist der allgemeine Kenntnisstand aber mehr als unzureichend - und er scheint auch nicht zu wachsen, trotz guter Informationsangebote. Denn "Wissen ist Macht", nämlich Macht zu helfen, d.h. zu erkennen und richtig einzuordnen, was sich hier zu entwickeln droht. Und den Arzt bei seiner Diagnose zu unterstützen, seine Therapie zu überwachen und damit ernstere psychosoziale Konsequenzen in Familie, Nachbarschaft und Beruf zu verhindern.
Denn schizophrene Psychosen entwickeln sich meist schleichend, uncharakteristisch und damit verhängnisvoll täuschend - über eine lange, viel zu lange, weil nutzlos verstrichene Zeit. Was kann man tun?
Dabei handelt es sich um die wohl am längsten bekannte und bisher am intensivsten untersuchte seelische Störung. Doch die meisten Menschen haben außer vagen Vorstellungen, die zumeist noch durch sensations-geleitete Medienberichte verfälscht werden, keine konkreten Kenntnisse.
Doch genau das wäre wichtig, um einer Krankheit gerecht zu werden, die nicht nur rund eine Million Menschen im deutschsprachigen Bereich und damit etwa 60 Millionen auf dieser Erde betrifft, sondern in der Mehrzahl der Fälle nach außen weitgehend unauffällig ist, d. h. überwiegend "innerlich" beeinträchtigt.
Leider ist der allgemeine Kenntnisstand aber mehr als unzureichend - und er scheint auch nicht zu wachsen, trotz guter Informationsangebote. Denn "Wissen ist Macht", nämlich Macht zu helfen, d.h. zu erkennen und richtig einzuordnen, was sich hier zu entwickeln droht. Und den Arzt bei seiner Diagnose zu unterstützen, seine Therapie zu überwachen und damit ernstere psychosoziale Konsequenzen in Familie, Nachbarschaft und Beruf zu verhindern.
Denn schizophrene Psychosen entwickeln sich meist schleichend, uncharakteristisch und damit verhängnisvoll täuschend - über eine lange, viel zu lange, weil nutzlos verstrichene Zeit. Was kann man tun?
Mittwoch, 14. April 2010
Lost in Space
Die Fahrt im Space Elevator hatte ich kaum wahrgenommen, noch bevor ich ein Bild davon entwickelt hatte, in welcher Ecke der Raumstation Orbital Alpha ich denn diesmal gelandet war, reichte mir jemand einen Zettel. Zettel? Wie altmodisch, dachte ich noch.
"Ja oder nein?", stand darauf. "Spencer Johnson?", kam meine spontane Reaktion. "Ja, genau." Aha, dachte ich halbwach dämmernd, wenn ich von so etwas träume und mir Spencer Johnson begegnet, dann stehen wohl Entscheidungen in meinem Leben an. Soso... Wollte er mich zu einer Wanderung einladen? Es wurde eher ein Spaziergang daraus, rund um den Orbitalring, der die Raumstation kreisförmig umschloss. Der Blick in den Weltraum war faszinierend, so weit über den Wolken in die Ferne blicken zu können, das hatte schon seinen Reiz. Ins Gespräch vertieft über Höhen und Tiefen, beweglichen Käse, Veränderungen und Entscheidungen stellte er mir unerwartet eine Frage. "Was stellen Sie sich unter einer Psychose vor? Und jetzt bitte keinen Lehrbuchvortrag...". Da überlegte ich dann eine Weile...
"Psychose ist ein unvollständiger Bezug zur Realität", antwortete ich schließlich.
Spencer Johnson war erstaunt. "Kein 'gestört', kein 'verrückt'?", wollte er wissen. Nein, die Wahl des Wortes 'unvollständig' war bewusst gewählt, so etwas fällt mir eben nur im Traum ein... "Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Idee. Wollen ein Buch schreiben über Entscheidungen, kommen auf die Idee, eine Wanderung als Rahmen zu wählen, schreiben ein paar Zeilen, zwei oder drei Seiten. Welche Impulse kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie einen Schritt zurücktreten und sich sagen, 'das Werk ist unvollständig'?" - "Weiter schreiben natürlich, inzwischen ist das Buch ja längst fertig", sagt er. Richtig, das Buch ist längst fertig... wie so manches andere auch. "Was wäre gewesen, wenn jemand den Entwurf als 'verrückt' oder 'gestört' bezeichnet hätte?" - "Nichts, ich hätte mich höchstens darüber geärgert", meinte er und rätselte wohl, worauf ich hinaus wollte.
"Im Grunde geht es um eine einfache Strategie - der Weg aus der Psychose ist die Suche nach der Realität. Das hat auch etwas mit Entscheidungen zu tun. Und so ähnlich, wie man seinen Verstand und sein Herz befragen kann, wenn es um Entscheidungen geht, kann man auch Fragen stellen, um den Bezug zur Realität zu vervollständigen. Was ist für mich real? Was ist für andere real? Wie kann ich mich mit anderen über das verständigen, was real ist?" - "Das klingt beinahe so, als würden Sie Psychosen nicht besonders ernst nehmen... So einfach ist es nun wirklich nicht", wandte er ein. "Schließlich flüchten manche gerade deshalb in die Psychose, weil sie die Realität nicht aushalten können". Trotz allem stimmte er mir zu, dass auch das mit Entscheidungen zu tun hatte... auch wenn sie nicht unbedingt sehr bewusst getroffen waren. So. als würde sich die Psychose langsam heranschleichen, aus einer vagen Idee eine feste Überzeugung basteln... Ich dachte an Birdy:
Klar, fliegen zu können wie ein Vogel, das wäre eine feine Sache. Im Traum ist das ja auch kein Problem. Die Bälle, die sein Freund schließlich anschleppt, um ihn in die Realität zurück zu bringen, haben dagegen etwas Handfestes. Zum Anfassen.
Beim Aufwachen sortierte ich erstmal... begegnet bin ich Spencer Johnson nie, aber sein Buch "Ja oder nein" gibt es wirklich. Den Film "Birdy" auch. Es hat schon was, wenn man zwischen Realität, Fantasie und Traum klar und deutlich unterscheiden kann.
"Ja oder nein?", stand darauf. "Spencer Johnson?", kam meine spontane Reaktion. "Ja, genau." Aha, dachte ich halbwach dämmernd, wenn ich von so etwas träume und mir Spencer Johnson begegnet, dann stehen wohl Entscheidungen in meinem Leben an. Soso... Wollte er mich zu einer Wanderung einladen? Es wurde eher ein Spaziergang daraus, rund um den Orbitalring, der die Raumstation kreisförmig umschloss. Der Blick in den Weltraum war faszinierend, so weit über den Wolken in die Ferne blicken zu können, das hatte schon seinen Reiz. Ins Gespräch vertieft über Höhen und Tiefen, beweglichen Käse, Veränderungen und Entscheidungen stellte er mir unerwartet eine Frage. "Was stellen Sie sich unter einer Psychose vor? Und jetzt bitte keinen Lehrbuchvortrag...". Da überlegte ich dann eine Weile...
"Psychose ist ein unvollständiger Bezug zur Realität", antwortete ich schließlich.
Spencer Johnson war erstaunt. "Kein 'gestört', kein 'verrückt'?", wollte er wissen. Nein, die Wahl des Wortes 'unvollständig' war bewusst gewählt, so etwas fällt mir eben nur im Traum ein... "Stellen Sie sich vor, Sie haben eine Idee. Wollen ein Buch schreiben über Entscheidungen, kommen auf die Idee, eine Wanderung als Rahmen zu wählen, schreiben ein paar Zeilen, zwei oder drei Seiten. Welche Impulse kommen Ihnen in den Sinn, wenn Sie einen Schritt zurücktreten und sich sagen, 'das Werk ist unvollständig'?" - "Weiter schreiben natürlich, inzwischen ist das Buch ja längst fertig", sagt er. Richtig, das Buch ist längst fertig... wie so manches andere auch. "Was wäre gewesen, wenn jemand den Entwurf als 'verrückt' oder 'gestört' bezeichnet hätte?" - "Nichts, ich hätte mich höchstens darüber geärgert", meinte er und rätselte wohl, worauf ich hinaus wollte.
"Im Grunde geht es um eine einfache Strategie - der Weg aus der Psychose ist die Suche nach der Realität. Das hat auch etwas mit Entscheidungen zu tun. Und so ähnlich, wie man seinen Verstand und sein Herz befragen kann, wenn es um Entscheidungen geht, kann man auch Fragen stellen, um den Bezug zur Realität zu vervollständigen. Was ist für mich real? Was ist für andere real? Wie kann ich mich mit anderen über das verständigen, was real ist?" - "Das klingt beinahe so, als würden Sie Psychosen nicht besonders ernst nehmen... So einfach ist es nun wirklich nicht", wandte er ein. "Schließlich flüchten manche gerade deshalb in die Psychose, weil sie die Realität nicht aushalten können". Trotz allem stimmte er mir zu, dass auch das mit Entscheidungen zu tun hatte... auch wenn sie nicht unbedingt sehr bewusst getroffen waren. So. als würde sich die Psychose langsam heranschleichen, aus einer vagen Idee eine feste Überzeugung basteln... Ich dachte an Birdy:
Klar, fliegen zu können wie ein Vogel, das wäre eine feine Sache. Im Traum ist das ja auch kein Problem. Die Bälle, die sein Freund schließlich anschleppt, um ihn in die Realität zurück zu bringen, haben dagegen etwas Handfestes. Zum Anfassen.
Beim Aufwachen sortierte ich erstmal... begegnet bin ich Spencer Johnson nie, aber sein Buch "Ja oder nein" gibt es wirklich. Den Film "Birdy" auch. Es hat schon was, wenn man zwischen Realität, Fantasie und Traum klar und deutlich unterscheiden kann.
Macht Mobbing verrückt?
Kinder, die in der Schule mehrere Jahre lang gemobbt wurden, entwickeln mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit psychotische Symptome.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die Dieter Wolke, Professor für Entwicklungspsychologie in Warwick, durchgeführt hat. Die Datenbasis ist dabei beachtlich: 6.437 Kinder wurden von Geburt an bis zum 13. Lebensjahr beobachtet, getestet und befragt, die Eltern waren ebenfalls in die Studie mit einbezogen. Bei den Kindern, die im Alter von 8 und 10 Jahren befragt wurden, gaben 13,7% an, über Jahre hinweg schikaniert worden zu sein - bei den 10-Jährigen wurden 5,2% körperlich und psychisch angegriffen. Im Alter von 13 Jahren wurden die Kinder ausführlich befragt, ob sie im letzten halben Jahr psychotische Symptome erlebt hatten. Erfasst wurden dabei Halluzinationen, Wahnvorstellungen, etwa die Idee, von anderen ausspioniert zu werden oder die Überzeugung, dass die eigenen Gedanken im Radio ausgestrahlt werden.
Opfer zu sein kann also die Wahrnehmung der Welt verändern - bis hin zu psychotischen Symptomen. Feindselige Beziehungen mit Gleichaltrigen stellen also einen Risikofaktor dar, der im Erwachsenenalter zur Entwicklung von Psychosen (vorsichtig formuliert) beitragen kann. Langjährige Opfer verfügen weniger über Bewältigungsstrategien für soziale Konflikte und haben weniger Freunde, die ihnen helfen könnten.
Welche Schlußfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
Wenn Mobbing in der Schule als Risikofaktor bezeichnet wird, dann ist damit nicht die Vorstellung einer strengen Kausalität verbunden. Grundsätzlich können viele Faktoren eine Rolle spielen, die zur Entwicklung einer Psychose führen. Die Studie zeigt aber Zusammenhänge auf, die nachvollziehbar machen können, wie sich aus einer realen Bedrohung irrationale Gedanken entwickeln können - dann nämlich, wenn die Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, die soziale Situation nicht mehr kontrollierbar ist. Die Vorstellung, dass Psychosen mit Angst zu tun haben, auf Beziehungsstörungen hinweisen und eine unerträglich gewordene Realität verzerren und ausblenden, liegt zumindest als Erklärungsansatz nahe. Und das bedeutet auch, dass Unterstützung in sozialen Konfliktsituationen, die Vermittlung von Bewältigungsstrategien und der Blick auf Mobbingsituationen in der Schule zur Prävention psychotischer Entwicklungen beitragen kann.
Literatur:
Schreier et al. Prospective Study of Peer Victimization in Childhood and Psychotic Symptoms in a Nonclinical Population at Age 12 Years. Archives of General Psychiatry, 2009; 66 (5): 527 DOI: 10.1001/archgenpsychiatry.2009.23
Kinder, die in der Schule mehrere Jahre lang gemobbt wurden, entwickeln mit einer viermal höheren Wahrscheinlichkeit psychotische Symptome.
Das ist das Ergebnis einer Studie, die Dieter Wolke, Professor für Entwicklungspsychologie in Warwick, durchgeführt hat. Die Datenbasis ist dabei beachtlich: 6.437 Kinder wurden von Geburt an bis zum 13. Lebensjahr beobachtet, getestet und befragt, die Eltern waren ebenfalls in die Studie mit einbezogen. Bei den Kindern, die im Alter von 8 und 10 Jahren befragt wurden, gaben 13,7% an, über Jahre hinweg schikaniert worden zu sein - bei den 10-Jährigen wurden 5,2% körperlich und psychisch angegriffen. Im Alter von 13 Jahren wurden die Kinder ausführlich befragt, ob sie im letzten halben Jahr psychotische Symptome erlebt hatten. Erfasst wurden dabei Halluzinationen, Wahnvorstellungen, etwa die Idee, von anderen ausspioniert zu werden oder die Überzeugung, dass die eigenen Gedanken im Radio ausgestrahlt werden.
Opfer zu sein kann also die Wahrnehmung der Welt verändern - bis hin zu psychotischen Symptomen. Feindselige Beziehungen mit Gleichaltrigen stellen also einen Risikofaktor dar, der im Erwachsenenalter zur Entwicklung von Psychosen (vorsichtig formuliert) beitragen kann. Langjährige Opfer verfügen weniger über Bewältigungsstrategien für soziale Konflikte und haben weniger Freunde, die ihnen helfen könnten.
Welche Schlußfolgerungen lassen sich daraus ziehen?
Wenn Mobbing in der Schule als Risikofaktor bezeichnet wird, dann ist damit nicht die Vorstellung einer strengen Kausalität verbunden. Grundsätzlich können viele Faktoren eine Rolle spielen, die zur Entwicklung einer Psychose führen. Die Studie zeigt aber Zusammenhänge auf, die nachvollziehbar machen können, wie sich aus einer realen Bedrohung irrationale Gedanken entwickeln können - dann nämlich, wenn die Bewältigungsmöglichkeiten nicht mehr ausreichen, die soziale Situation nicht mehr kontrollierbar ist. Die Vorstellung, dass Psychosen mit Angst zu tun haben, auf Beziehungsstörungen hinweisen und eine unerträglich gewordene Realität verzerren und ausblenden, liegt zumindest als Erklärungsansatz nahe. Und das bedeutet auch, dass Unterstützung in sozialen Konfliktsituationen, die Vermittlung von Bewältigungsstrategien und der Blick auf Mobbingsituationen in der Schule zur Prävention psychotischer Entwicklungen beitragen kann.
Literatur:
Schreier et al. Prospective Study of Peer Victimization in Childhood and Psychotic Symptoms in a Nonclinical Population at Age 12 Years. Archives of General Psychiatry, 2009; 66 (5): 527 DOI: 10.1001/archgenpsychiatry.2009.23
Sonntag, 11. April 2010
Es gibt also noch andere denen es genauso erging wie mir:(kopiert aus einem Psychoseforum) Ich assoziierte irgendwelche Filme mit meiner eigenen Situation, bis ich mir einbildete, die seien nur für mich gemacht. Ebenso meinte ich, die Autos vor meinem Haus sollen mir durch ihre Farbe und Autonummer Zeichen geben. Also eine richtige paranoide Psychose, wie sie bei vielen aussieht.
Diese Autonummerngeschichte kenne ich auch von meiner ersten Psychose und das mit den Filmen,Büchern,Zeitungen,Radio,Fernsehen,Internet eigentlich sind alle Wahrnehmungen verändert auch alle menschlichen Kontakte man nimmt alles durch die Psychosebrille war so wie 3D Filme nur mit der Brillle funktionieren und vielleicht kann man durch die Medikamente die Brille unschädlich machen dann läuft wieder das normale Kinoprogramm grins
Diese Autonummerngeschichte kenne ich auch von meiner ersten Psychose und das mit den Filmen,Büchern,Zeitungen,Radio,Fernsehen,Internet eigentlich sind alle Wahrnehmungen verändert auch alle menschlichen Kontakte man nimmt alles durch die Psychosebrille war so wie 3D Filme nur mit der Brillle funktionieren und vielleicht kann man durch die Medikamente die Brille unschädlich machen dann läuft wieder das normale Kinoprogramm grins
Schizophrenie: Allein in Deutschland rund 800.000 Menschen betroffen
Ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler aus München und Jena gehören, glaubt nun, mit einem neuen Diagnoseverfahren das Auftreten von Schizophrenie viel früher vorhersagen zu können.
Die Wissenschaftler erkennen die sich entwickelnde Psychose anhand von Messungen im Kernspintomografen. Mit einer speziellen Software werten sie die Bilder dann aus, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Archives of General Psychiatry" .
Die Aktivitätsmuster der Gehirne von Menschen, die später mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal an Schizophrenie erkranken, sind nach Angaben der Forscher klar erkennbar. Der beteiligte Münchner Psychiater Hans-Jürgen Möller sprach von einem "großen Erfolg für die psychiatrische Hirnforschung". Wenn die Behandlung bereits im Vorstadium der Erkrankung einsetzen könne, dann lasse sich der Ausbruch der Schizophrenie mit Wahnerlebnissen, Halluzinationen und Denkstörungen verhindern oder zumindest abmildern.
Ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler aus München und Jena gehören, glaubt nun, mit einem neuen Diagnoseverfahren das Auftreten von Schizophrenie viel früher vorhersagen zu können.
Die Wissenschaftler erkennen die sich entwickelnde Psychose anhand von Messungen im Kernspintomografen. Mit einer speziellen Software werten sie die Bilder dann aus, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Archives of General Psychiatry" .
Die Aktivitätsmuster der Gehirne von Menschen, die später mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal an Schizophrenie erkranken, sind nach Angaben der Forscher klar erkennbar. Der beteiligte Münchner Psychiater Hans-Jürgen Möller sprach von einem "großen Erfolg für die psychiatrische Hirnforschung". Wenn die Behandlung bereits im Vorstadium der Erkrankung einsetzen könne, dann lasse sich der Ausbruch der Schizophrenie mit Wahnerlebnissen, Halluzinationen und Denkstörungen verhindern oder zumindest abmildern.
Donnerstag, 8. April 2010
Abenteuer Seele von Josef Zehentbauer
Der Autor schafft es mit erfrischender Leichtigkeit, die sogenannten "Gesellschaftskrankheiten" von Heute zu entstigmatisieren. Endlich mal eine Sichtweise, die der klassischen Psychiatrie paroli bietet und auf den Kopf stellt.Besonders erfreulich istr, daß der Autor Arzt und Psychotherapeut ist. Wen das Thema interessiert und schon "Irren ist menschlich" als zukunftsweisend betrachtet - unbedingt lesen!
Der Autor schafft es mit erfrischender Leichtigkeit, die sogenannten "Gesellschaftskrankheiten" von Heute zu entstigmatisieren. Endlich mal eine Sichtweise, die der klassischen Psychiatrie paroli bietet und auf den Kopf stellt.Besonders erfreulich istr, daß der Autor Arzt und Psychotherapeut ist. Wen das Thema interessiert und schon "Irren ist menschlich" als zukunftsweisend betrachtet - unbedingt lesen!
Dienstag, 6. April 2010
Verräterische Hirnaktivität
Frühe Diagnose von Schizophrenie möglich
Ein neues Diagnoseverfahren, entwickelt unter anderem von deutschen Forschern, könnte dabei helfen, Schizophrenie deutlich früher als bisher zu erkennen. Mediziner hoffen, Betroffenen so schneller und effektiver helfen zu können.
ANZEIGEMünchen - Weltweit, so schätzen Mediziner, leidet rund ein Prozent der Bevölkerung an Schizophrenie, allein in Deutschland sind das rund 800.000 Menschen. Das Problem: Bislang dauert es drei bis fünf Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome, bis eine schizophrene Psychose erkannt wird. Dadurch geht wertvolle Behandlungszeit verloren.
DDP
Schizophrenie: Allein in Deutschland rund 800.000 Menschen betroffen
Ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler aus München und Jena gehören, glaubt nun, mit einem neuen Diagnoseverfahren das Auftreten von Schizophrenie viel früher vorhersagen zu können.
Die Wissenschaftler erkennen die sich entwickelnde Psychose anhand von Messungen im Kernspintomografen. Mit einer speziellen Software werten sie die Bilder dann aus, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Archives of General Psychiatry" .
Die Aktivitätsmuster der Gehirne von Menschen, die später mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal an Schizophrenie erkranken, sind nach Angaben der Forscher klar erkennbar. Der beteiligte Münchner Psychiater Hans-Jürgen Möller sprach von einem "großen Erfolg für die psychiatrische Hirnforschung". Wenn die Behandlung bereits im Vorstadium der Erkrankung einsetzen könne, dann lasse sich der Ausbruch der Schizophrenie mit Wahnerlebnissen, Halluzinationen und Denkstörungen verhindern oder zumindest abmildern.
Frühe Diagnose von Schizophrenie möglich
Ein neues Diagnoseverfahren, entwickelt unter anderem von deutschen Forschern, könnte dabei helfen, Schizophrenie deutlich früher als bisher zu erkennen. Mediziner hoffen, Betroffenen so schneller und effektiver helfen zu können.
ANZEIGEMünchen - Weltweit, so schätzen Mediziner, leidet rund ein Prozent der Bevölkerung an Schizophrenie, allein in Deutschland sind das rund 800.000 Menschen. Das Problem: Bislang dauert es drei bis fünf Jahre nach dem Auftreten der ersten Symptome, bis eine schizophrene Psychose erkannt wird. Dadurch geht wertvolle Behandlungszeit verloren.
DDP
Schizophrenie: Allein in Deutschland rund 800.000 Menschen betroffen
Ein internationales Forscherteam, zu dem auch Wissenschaftler aus München und Jena gehören, glaubt nun, mit einem neuen Diagnoseverfahren das Auftreten von Schizophrenie viel früher vorhersagen zu können.
Die Wissenschaftler erkennen die sich entwickelnde Psychose anhand von Messungen im Kernspintomografen. Mit einer speziellen Software werten sie die Bilder dann aus, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Archives of General Psychiatry" .
Die Aktivitätsmuster der Gehirne von Menschen, die später mit hoher Wahrscheinlichkeit einmal an Schizophrenie erkranken, sind nach Angaben der Forscher klar erkennbar. Der beteiligte Münchner Psychiater Hans-Jürgen Möller sprach von einem "großen Erfolg für die psychiatrische Hirnforschung". Wenn die Behandlung bereits im Vorstadium der Erkrankung einsetzen könne, dann lasse sich der Ausbruch der Schizophrenie mit Wahnerlebnissen, Halluzinationen und Denkstörungen verhindern oder zumindest abmildern.
Umso mehr man über eine Psychose weis umso besser kann man vermutlich damit umgehen:
Ein Dokumentarfilm Eine Psychose verändert Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen. Sie ist für Betroffene, deren Familien und Freunde ein unerhört einschneidender, die ganze Lebenssituation verändernder Einbruch. Nicht ist mehr, wie es vorher war. Niemand kann sicher davor sein, eine Psychose zu bekommen. Die Möglichkeit trägt jeder Mensch in sich. Einen von 100 betrifft es: Schizophrenie, Manie und Depression. Wie sind in einem Raum, in dem sich Menschen Erlebnisse erzählen, die man sich eigentlich nicht erzählt. Es geht im Angst, Ohnmacht und Verzweiflung. Es geht im Familien, die zerstört werden. Es geht um die Existenz. Eine ganz besondere Spannung, ja eine Kraft ist spürbar. Hier, im Raum 4070, findet das Potsdamer Psychoseminar statt. Es ist ein Tabu, darüber zu reden. Aus Angst. Aus Scham. Aus Schuldgefühlen. Im "Raum 4070" wird darüber gesprochen. Psychoseerfahrenen, Angehörigen und Professionellen gehört gleichberechtigt das Wort, moderiert von Prof. Dr. Peter Scholz. Jede Psychose ist anders und erzählt eine eigene Geschichte: Eine Mutter leidet darunter, dass ihre Tochter den Kontakt abbricht. Ein Vater findet den Mut vom Freitod seines Sohnes zu erzählen. Ein junger Mann will nicht mehr aus seiner Psychose zurück, weil er unsere Welt für eine Scheinwelt hält. In diesem Raum wird aber auch gelacht, in der Pause wird über Alltägliches geredet, es werden Freundschaften geschlossen. Kameras und Mikrophone in einem Psychoseseminar - das ist bisher einmalig.
Ein Dokumentarfilm Eine Psychose verändert Denken, Fühlen und Handeln eines Menschen. Sie ist für Betroffene, deren Familien und Freunde ein unerhört einschneidender, die ganze Lebenssituation verändernder Einbruch. Nicht ist mehr, wie es vorher war. Niemand kann sicher davor sein, eine Psychose zu bekommen. Die Möglichkeit trägt jeder Mensch in sich. Einen von 100 betrifft es: Schizophrenie, Manie und Depression. Wie sind in einem Raum, in dem sich Menschen Erlebnisse erzählen, die man sich eigentlich nicht erzählt. Es geht im Angst, Ohnmacht und Verzweiflung. Es geht im Familien, die zerstört werden. Es geht um die Existenz. Eine ganz besondere Spannung, ja eine Kraft ist spürbar. Hier, im Raum 4070, findet das Potsdamer Psychoseminar statt. Es ist ein Tabu, darüber zu reden. Aus Angst. Aus Scham. Aus Schuldgefühlen. Im "Raum 4070" wird darüber gesprochen. Psychoseerfahrenen, Angehörigen und Professionellen gehört gleichberechtigt das Wort, moderiert von Prof. Dr. Peter Scholz. Jede Psychose ist anders und erzählt eine eigene Geschichte: Eine Mutter leidet darunter, dass ihre Tochter den Kontakt abbricht. Ein Vater findet den Mut vom Freitod seines Sohnes zu erzählen. Ein junger Mann will nicht mehr aus seiner Psychose zurück, weil er unsere Welt für eine Scheinwelt hält. In diesem Raum wird aber auch gelacht, in der Pause wird über Alltägliches geredet, es werden Freundschaften geschlossen. Kameras und Mikrophone in einem Psychoseseminar - das ist bisher einmalig.
Montag, 5. April 2010
In diesem Punkt hat Kreativität eine unangenehme Nähe zur Schizophrenie. Sowohl Schizophrene als auch Kreative haben, wie es scheint, die Neigung, alle Reize, die in ihr Gehirn eintreffen, unsortiert als gleichwertig wahrzunehmen. Risiken und Nebenwirkungen eingeschlossen: Die Gefahr ist, in der Reizflut unterzugehen, mit Denkstörungen und Halluzinationen, den beiden Kardinalsymptomen der Schizophrenie. Den Kreativen gelingt es dagegen, das Chaos zu nutzen.
Genie und Wahnsinn als nahe Verwandte?
Das legt eine Studie des Isländers Jon Karlsson nahe. Karlsson suchte unter den Top-Leuten seines Landes nach einem Zusammenhang zwischen Psychoserisiko und Fachgebiet. Resultat: Geisteswissenschaftler sind genetisch unbelastet. In ihren Familien kommen Psychosen nicht häufiger vor als im gesellschaftlichen Mittel. Anders sieht das bei den Mathematikern aus: Zwei bis drei Mal so viele Psychosen wie erwartet plagen ihre Familien. Ein berühmter Beleg der Statistik ist John Nash. Der Mathematiker und Nobelpreisträger erkrankte an Schizophrenie. Jahrzehntelang war er aus der Öffentlichkeit verschwunden, heute kann er mit der Krankheit umgehen und lehrt wieder an der Universität. Ein bisschen Wahnsinn kann dem Genie auf die Sprünge helfen. Aber zu viel davon sollte es nicht sein.
Gefunden hier http://www.welt.de/wissenschaft/article2556630/Das-Geheimnis-der-Genies.html
Genie und Wahnsinn als nahe Verwandte?
Das legt eine Studie des Isländers Jon Karlsson nahe. Karlsson suchte unter den Top-Leuten seines Landes nach einem Zusammenhang zwischen Psychoserisiko und Fachgebiet. Resultat: Geisteswissenschaftler sind genetisch unbelastet. In ihren Familien kommen Psychosen nicht häufiger vor als im gesellschaftlichen Mittel. Anders sieht das bei den Mathematikern aus: Zwei bis drei Mal so viele Psychosen wie erwartet plagen ihre Familien. Ein berühmter Beleg der Statistik ist John Nash. Der Mathematiker und Nobelpreisträger erkrankte an Schizophrenie. Jahrzehntelang war er aus der Öffentlichkeit verschwunden, heute kann er mit der Krankheit umgehen und lehrt wieder an der Universität. Ein bisschen Wahnsinn kann dem Genie auf die Sprünge helfen. Aber zu viel davon sollte es nicht sein.
Gefunden hier http://www.welt.de/wissenschaft/article2556630/Das-Geheimnis-der-Genies.html
Sogar Parasiten wie Toxoplasma gondii werden verdächtigt, Schizophrenie beim Nachwuchs auszulösen: Der Toxoplasmoseerreger wird durch Katzenkot übertragen und befällt normalerweise Mäuse, die sich dann magisch von ihren Fressfeinden angezogen fühlen. Der Parasit greift wahrscheinlich in den Dopaminstoffwechsel seines Wirts ein - und im Blut schizophrener Patienten finden sich auffallend viele Toxoplasmoseantikörper, die auf eine Infektion während der Schwangerschaft hindeuten.
Sonntag, 4. April 2010
Ein sehr schönes Gedicht denke ich ist natürlich nicht von mir....
Es tut so weh,
es frisst mich auf.
So will ich nicht mehr leben.
Wenn es den Namen Leben
überhaupt verdient,
zu geben.
Ob der Tod mich retten kann?
Doch einer sagt dir
ganz genau;
Du willst es nicht.
Denk an die Freundschaft,
die dich liebt!
Auch wenn sie dich nur mag,
sie wird dich bringen,
weit fern von diesem Tag.
Sie wird dich ziehen in das Licht,
in eine bessere Welt.
Sie ist dein Held.
Kein Held in Sicht!
Kein Mensch,
den Meinesgleichen kümmert.
Der Tod rettet mich...
Vergiss ihn,
schick ihn fort,
wehr' dich dagegen,
dich tragen zu lassen
an einen unbekannten Ort.
Wie kannst du sicher sein,
durch Schmerz geworf'nen Schein,
dass es wird besser sein?
Der Tod rettet mich...
Du tust es,
unbeholfen,
nicht wissend,
was dein Herz begehrt.
Wie gut kenn ich den Schmerz,
der dein Herz beschwert...
Doch was ist,
wenn du bei dem Tod,
der Schmerz hinfort,
du ganz allein an einem Ort,
für immer nicht mehr wieder kannst?
Die erste Welt vermisst?
Der Tod rettet mich...
Kein Lächeln mehr,
kein anderer Mensch,
nie wieder.
Keine Liebe,
die dich glücklich macht.
Keine Liebe,
die dich schmerzt.
Der Tod rettet mich!
Kein einziges Gefühl!
Liebe, Schmerz,
Freude, Wut,
Hass...
Was, wenn du garnicht
eine andere Welt erreichst?
Hass wird dich zerfressen,
wenn du wenigstens
vom Denken bist besessen.
Der Tod rettet mich...
...
Was gab ich auf?
Mein Leben,
meine Lebenskraft,
was möglich macht
eine Seele zu geben.
Kein Leid...
auch keine Glücklichkeit.
Niemals die Wunden werden heilen,
denn durch das Pfahls Keilen,
niemand mehr helfen kann.
Helfen, mich zu befreien,
von dem Schmerz,
der mich zu töten schien.
Der Tod rettet mich?
...
Du hast es nicht getan,
kamst raus aus diesem Sinneswahn!
So viele hätten
dich betrauert,
vielleicht so anderer
selbst daran gedacht?!
Dein Schuldgewissen
dich geplagt,
du hast es nicht gewagt!
Den Anderen
oder dir selbst,
so weh zu tun.
Du hast dich selbst gerettet!
Es tut so weh,
es frisst mich auf.
So will ich nicht mehr leben.
Wenn es den Namen Leben
überhaupt verdient,
zu geben.
Ob der Tod mich retten kann?
Doch einer sagt dir
ganz genau;
Du willst es nicht.
Denk an die Freundschaft,
die dich liebt!
Auch wenn sie dich nur mag,
sie wird dich bringen,
weit fern von diesem Tag.
Sie wird dich ziehen in das Licht,
in eine bessere Welt.
Sie ist dein Held.
Kein Held in Sicht!
Kein Mensch,
den Meinesgleichen kümmert.
Der Tod rettet mich...
Vergiss ihn,
schick ihn fort,
wehr' dich dagegen,
dich tragen zu lassen
an einen unbekannten Ort.
Wie kannst du sicher sein,
durch Schmerz geworf'nen Schein,
dass es wird besser sein?
Der Tod rettet mich...
Du tust es,
unbeholfen,
nicht wissend,
was dein Herz begehrt.
Wie gut kenn ich den Schmerz,
der dein Herz beschwert...
Doch was ist,
wenn du bei dem Tod,
der Schmerz hinfort,
du ganz allein an einem Ort,
für immer nicht mehr wieder kannst?
Die erste Welt vermisst?
Der Tod rettet mich...
Kein Lächeln mehr,
kein anderer Mensch,
nie wieder.
Keine Liebe,
die dich glücklich macht.
Keine Liebe,
die dich schmerzt.
Der Tod rettet mich!
Kein einziges Gefühl!
Liebe, Schmerz,
Freude, Wut,
Hass...
Was, wenn du garnicht
eine andere Welt erreichst?
Hass wird dich zerfressen,
wenn du wenigstens
vom Denken bist besessen.
Der Tod rettet mich...
...
Was gab ich auf?
Mein Leben,
meine Lebenskraft,
was möglich macht
eine Seele zu geben.
Kein Leid...
auch keine Glücklichkeit.
Niemals die Wunden werden heilen,
denn durch das Pfahls Keilen,
niemand mehr helfen kann.
Helfen, mich zu befreien,
von dem Schmerz,
der mich zu töten schien.
Der Tod rettet mich?
...
Du hast es nicht getan,
kamst raus aus diesem Sinneswahn!
So viele hätten
dich betrauert,
vielleicht so anderer
selbst daran gedacht?!
Dein Schuldgewissen
dich geplagt,
du hast es nicht gewagt!
Den Anderen
oder dir selbst,
so weh zu tun.
Du hast dich selbst gerettet!
Poll :: Wer oder was hat Euch während Eurer Psychose aus Eurer Sicht am meisten geholfen?
die Ärzte und Pfleger
11% [ 5 ]
Medikamente
18% [ 8 ]
die Geschlossene
2% [ 1 ]
Selbstgespräche
4% [ 2 ]
Natur
2% [ 1 ]
Musik
11% [ 5 ]
Freunde
6% [ 3 ]
Familie
9% [ 4 ]
andere Patienten
18% [ 8 ]
Psychotherapie
2% [ 1 ]
Ergotheraphie
0% [ 0 ]
Hobbies wie malen, schreiben etc.
2% [ 1 ]
mein Haustier
4% [ 2 ]
Glaube an Gott
6% [ 3 ]
Stimmen insgesamt : 44
die Ärzte und Pfleger
11% [ 5 ]
Medikamente
18% [ 8 ]
die Geschlossene
2% [ 1 ]
Selbstgespräche
4% [ 2 ]
Natur
2% [ 1 ]
Musik
11% [ 5 ]
Freunde
6% [ 3 ]
Familie
9% [ 4 ]
andere Patienten
18% [ 8 ]
Psychotherapie
2% [ 1 ]
Ergotheraphie
0% [ 0 ]
Hobbies wie malen, schreiben etc.
2% [ 1 ]
mein Haustier
4% [ 2 ]
Glaube an Gott
6% [ 3 ]
Stimmen insgesamt : 44
Zusammenhang zwischen Intelligenz und Schizophrenie?
in gewisser Hinsicht gibt es da einen Zusammenhang.
Ca. 1 % der Menschen weltweit besitzen diese Eigenschaft, unter einem gewissen Umgebungsstress mit einem psychotischen Erleben
zu reagieren. Diese Fähigkeit zum psychotischen Erleben wird mit dem Begriff Vulnerabilität umschrieben (Vulnus lat. = Wunde,
Verletzbarkeit). Menschen mit einer erhöhten Vulnerabilität haben typischerweise ein sehr feinfühliges und sensibles Nervenkostüm.
Viele von ihnen sind musisch begabt, kreativ, originell, mit ganz besonderen Charaktereigenschaften ausgestattet. Dieses “Geniale“ ist oftmals
die Wurzel für großartige schöpferische Leistungen. Im Krankheitsfalle kann es leider zu einer Überreizung dieser genialen Anlagen mit den bekannten negativen Auswirkungen kommen.
in gewisser Hinsicht gibt es da einen Zusammenhang.
Ca. 1 % der Menschen weltweit besitzen diese Eigenschaft, unter einem gewissen Umgebungsstress mit einem psychotischen Erleben
zu reagieren. Diese Fähigkeit zum psychotischen Erleben wird mit dem Begriff Vulnerabilität umschrieben (Vulnus lat. = Wunde,
Verletzbarkeit). Menschen mit einer erhöhten Vulnerabilität haben typischerweise ein sehr feinfühliges und sensibles Nervenkostüm.
Viele von ihnen sind musisch begabt, kreativ, originell, mit ganz besonderen Charaktereigenschaften ausgestattet. Dieses “Geniale“ ist oftmals
die Wurzel für großartige schöpferische Leistungen. Im Krankheitsfalle kann es leider zu einer Überreizung dieser genialen Anlagen mit den bekannten negativen Auswirkungen kommen.
Hochbegabte
Mittlerweile weiß man, daß Hochbegabte nicht häufiger an psychischen Erkrankungen leiden, als Normalbegabte: Heute geht man davon aus, daß Hochbegabte psychisch belastbarer sind, aber größeren Belastungen ausgesetzt sind. Mangelnde Akzeptanz der Begabung oder überhöhte Erwartungshaltungen setzen hochbegabte Kinder und Jugendliche unnötig unter Druck und können zur Ausbildung psychischer Störungen führen.
Darüber hinaus werden bestimmte Erkrankungen mit der Hochbegabung in Verbindung gebracht, wie das Borderline-Syndrom, ADHS/ ADS, Depressionen und Schizophrenie, sowie Autismus und das Asperger-Syndrom (AS).
Darüber hinaus werden bestimmte Erkrankungen mit der Hochbegabung in Verbindung gebracht, wie das Borderline-Syndrom, ADHS/ ADS, Depressionen und Schizophrenie, sowie Autismus und das Asperger-Syndrom (AS).
Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis (früher Schizophrenie) sind gekennzeichnent davon, dass die Patienten zwei Wirklichkeiten wahrnehmen:
- Die allgemeine Wirklichkeit und
- die "private" Wirklichkeit.
Die schizophrenen Psychosen kann man dann wiederum unterteilen.
"Es gibt mehrere eigenständige, jedoch nicht immer ganz exakt abzugrenzende Unterformen.
- Paranoid-halluzinatorische Psychosen
- Hebephrene Psychose
- Katatonische Verlaufsform
- Undifferenzierte Form
- Schizophrenes Residuum
- Blande Psychose (Schizophrenia simplex)
- Schizoaffektive Psychosen"
[1]
Quelle [1]: Josef Bäuml, Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, 2. Aufl., Springer 2008
- Die allgemeine Wirklichkeit und
- die "private" Wirklichkeit.
Die schizophrenen Psychosen kann man dann wiederum unterteilen.
"Es gibt mehrere eigenständige, jedoch nicht immer ganz exakt abzugrenzende Unterformen.
- Paranoid-halluzinatorische Psychosen
- Hebephrene Psychose
- Katatonische Verlaufsform
- Undifferenzierte Form
- Schizophrenes Residuum
- Blande Psychose (Schizophrenia simplex)
- Schizoaffektive Psychosen"
[1]
Quelle [1]: Josef Bäuml, Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, 2. Aufl., Springer 2008
Samstag, 3. April 2010
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