Östrogene und Psychosen
Im Unterschied zu Männern erkranken Frauen später an Psychosen, mit einem Erkrankungsgipfel Ende 20 und einem nach dem 45. Lebensjahr. Möglicherweise verhindern oder verzögern Östrogene den Erkrankungsbeginn. Zudem konnte gezeigt werden, dass schizophrene Psychosen vorwiegend in der perimenstruellen Zeit – also in der Niedrigöstrogenphase – des Zyklus beginnen. Außerdem korreliert die psychotische Symptomatik invers mit dem Östradiolspiegel über den Zyklus hinweg. Auch während der Schwangerschaft gibt es Veränderungen: Während sich im Verlauf der Schwangerschaft chronische Psychosen bessern, haben Frauen nach der Entbindung ein 20-mal höheres Psychoserisiko als sonst in ihrem Leben. Auch das könnte mit dem Östrogenabfall zu tun haben, so die Referentin: Während der Schwangerschaft sind die Östrogene auf das zirka 100-Fache der sonstigen Werte erhöht, nach der Entbindung fallen die Werte häufig in einen subnormalen Bereich.
Wie die Östrogene therapeutisch eingesetzt werden können, ist noch unklar, es gibt wenig Interventionsstudien. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Östrogene zusätzlich zu einer Standardneuroleptikatherapie bei psychosekranken Frauen zu einer sehr viel schnelleren Besserung der Symptome beitragen können.
„Es gibt auch Studien, die gezeigt haben, dass postmenopausale schizophreniekranke Frauen, die eine Hormonersatztherapie (HRT) von ihrem Gynäkologen erhalten, weniger Negativsymptome aufweisen und weniger Neuroleptika benötigen“, betonte die Referentin.
Bei postpartalen Psychosen konnte man in einer Studie nachweisen, dass die Symptome unter Östrogensubstitution verschwinden.
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